Was jungen Ärzten in Job und Weiterbildung wichtig ist

Junge Ärzte haben grundsätzlich keine Probleme, auch als Freiberufler zu arbeiten. Schwachstellen sehen sie in der Organisation. Die 4 wichtigsten Punkte für ein besseres Arbeiten als Arzt. Jeder zweite derzeit niedergelassene Arzt wird bis 2026 in den Ruhestand wechseln. Mit dem Generationenwechsel wird zugleich auch ein beruflich-kultureller Wandel vollzogen – von der leistungs- und karriereorientierten Generation der Babyboomer zur Generation Y, für die Work-Life-Balance, Familientauglichkeit des Berufs und Flexibilität in der Karriere essenzielle Werte sind. Sie wünschen Teamplay, Kooperation und Interprofessionalität – der Einzelkämpfer in der eigenen Praxis ist definitiv das Arbeitsmodell von gestern. Darum, das wurde beim Webtalk „Junges Forum“ beim SpiFa-Fachärztetag 2020 am Donnerstagabend deutlich, wird sich die Leistungsstruktur der ambulanten ärztlichen Versorgung in den nächsten Jahren entscheidend verändern. Mehr kooperative Praxisformen gefragt Beim Umgestaltungsprozess sehen sich vor allem die KVen in der Pflicht, so der stellvertretende rheinland-pfälzische KV-Vorsitzende Dr. Andreas Bartels. Notwendig werde die Überführung von Einzelpraxen vor allem im ländlichen Raum in Medizinische Versorgungszentren oder andere kooperative Strukturen, in denen Ärzte sich die Arbeit teilen. Zur Entlastung der niedergelassenen Mediziner habe die KV den Notdienst reformiert und 48 Bereitschaftspraxen organisiert. Kontakt zum Nachwuchs suche die KV schon ab dem fünften Semester, Famulaturen würden vermittelt, die Weiterbildung gefördert. Die vier Knackpunkte für Spaß im Job Für den ärztlichen Nachwuchs sind laut der Sprecher des Bündnisses Junge Ärzte, Mira Faßbach und Max Tischler, vier Kriterien ausschlaggebend, die ihren Beruf prägen sollen: Work-Life-Balance und Flexibilität: Die Entscheidung für die Tätigkeit in einer eigenen Praxis dürfe keine lebenslange Bindung mehr bedeuten. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, und zwar auch für Männer. Dazu gehörten Kinderbetreuung, eine gute Infrastruktur vor Ort und Hilfe bei der Jobsuche für den Partner. Ärztliche Selbstverwaltung, aber auch die Kommunal- und Regionalpolitik hätten darauf noch nicht ausreichend reagiert. Digitalisierung: Das gehöre als Pflichtfach ins Studium – auch, um Ärzte trittsicher zu machen in der Bewertung des medizinischen Nutzens für den Patienten. Vernetzung, Transparenz und weniger Bürokratie: Auch der ärztliche Nachwuchs wolle durchaus selbstständig arbeiten, aber in kooperativen und vernetzten Strukturen. Probleme seien aber Intransparenz und Bürokratie. Sowohl Tischler wie auch Faßbach haben im Laufe ihrer Weiterbildung die Erfahrung gemacht, dass sie mit der Ausübung ihres Berufs Kompetenz gewinnen und eine wachsende Bereitschaft zu eigenständiger Entscheidung beobachten. Noch vor zwei Jahren, so Faßbach, wäre Selbstständigkeit für sie nicht vorstellbar gewesen. Mit zunehmender Berufserfahrung wachse die Bereitschaft, Verantwortung für eigenständige Entscheidungen zu übernehmen, so die Weiterbildungsassistentin in der Urologie. Leistungsverlagerung als neue Berufschance Eine neue Berufsperspektive für niedergelassene Fachärzte in der Grundversorgung habe sich mit der Leistungsverlagerung aus dem Krankenhaus in die ambulante Medizin ergeben, sagte Bartels, der als Anästhesist seit langem in Mainz ein ambulantes Op-Zentrum betreibt, das niedergelassene Spezialisten als Operateure nutzen. Solche Zentren könnten als Kurzlieger-Einrichtungen sukzessive kleinere Krankenhäuser ersetzen. Tischler sieht darin die Möglichkeit, interprofessionell zu arbeiten und auch an der wissenschaftlichen Entwicklung der Medizin dranzubleiben. Finanzierung der Weiterbildung auf soliderers Fundament stellen Ein wunder Punkt für die Fachärzte in der Grundversorgung ist allerdings die Organisation und Finanzierung der Weiterbildung. Trotz guter Ansätze, so Tischler, der Assistenzarzt in der Dermatologie ist, gebe es einen intransparenten Flickenteppich an Weiterbildungsmöglichkeiten, die auch von der jeweiligen Bedarfsplanung abhängig seien. Dringend notwendig seien eine bessere Koordination und eine Berücksichtigung des längerfristigen Bedarfs. In diesem Punkt sei die hausärztliche Weiterbildung – hier werden 7500 Stellen hälftig von Kassen und KVen gefördert – besser aufgestellt. Außerdem, so ergänzte Bartels, müssen die Kassen geförderten Weiterbildungsstellen ihre Zustimmung geben. Die KV Rheinland-Pfalz fördere daher eine Reihe solcher Stellen ohne die Kassen, aber nur mit dem halben Betrag. Empfehlung der Redaktion Ärzte Zeitung Logo 05.12.2018 | Link Ärzte Zeitung Dieser Beitrag stammt aus der Feder unserer Kollegen der Ärzte Zeitung. Noch mehr Beiträge zu Gesundheits- und Berufspolitik, aber auch zu Praxisthemen wie Abrechnung und Recht finden Sie bei Ärzte Zeitung Online.

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