Mit einem Gleason-Score von 4 + 3 haben Prostatakarzinome bekanntlich eine schlechtere Prognose als mit 3 + 4. Auf beiden Stufen hängt das Outcome aber auch davon ab, ob in der Nadelbiopsie ebenfalls das Muster 4 bzw. 3 dominiert hat.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Der Gleason-Score, der nach einer radikalen Prostatektomie (RP) festgestellt wird, weicht häufig von dem Score ab, der zuvor bei einer Nadelbiopsie (NB) ermittelt wurde. Aufgrund der umfassenderen Probenahme wird der RP-Gleason-Score allgemein als der „wahre“ Tumorgrad angesehen. Forscher aus Seoul weisen aber darauf hin, dass bei einem bestimmten RP-Gleason-Score der NB-Befund einen zusätzlichen prognostischen Wert besitzt: Ihren Daten zufolge ist bei einem RP-Gleason-Score von 4 + 3 das Risiko eines biochemischen Rezidivs geringer, wenn die NB zuvor statt 4 + 3 einen Score von 3 + 4 ergeben hat.
Unabhängiger Prognosefaktor
Die Ärzte haben retrospektiv die Daten von 692 Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom ausgewertet, das sowohl nach NB wie nach RP als Gleason-Score 7 beurteilt worden war. Von 389 Patienten mit einem RP-Gleason-Score von 3 + 4 waren 125 aufgrund der NB zunächst als 4 + 3 eingestuft worden (4 + 3/3 + 4). Diese Patienten mit Tumor-Downgrading überlebten seltener die nächsten fünf Jahre ohne biochemisches Rezidiv als Patienten, bei denen auch die NB einen Score von 3 + 4 ergeben hatte (66,0% vs. 76,4%).
Umgekehrt verhielt es sich bei Tumoren mit einem RP-Gleason-Score von 4 + 3: Bei 161 der 303 Patienten war es nach der NB zu einem Upgrading gekommen (3 + 4/4 +3). Der Anteil mit rezidivfreiem Fünfjahresüberleben war in dieser Gruppe größer als in der Gruppe, die gleich den ungünstigeren Score hatten (54,7% vs. 48,3%).
Vorhersage nicht nur auf RP-Gleason-Score stützen?
Die Beobachtungen wurden auch durch die multivariate Analyse bestätigt. Verglichen mit Patienten mit 3 + 4/3 + 4 war das Risiko, innerhalb von 65 Monaten ein biochemisches Rezidiv zu entwickeln oder zu sterben, mit 4 + 3/3 + 4 relativ um 68%, mit 3 + 4/4 + 3 um 91% und mit 4 + 3/4 + 3 um 170% erhöht.
„Downgrading und Upgrading von der Nadelbiopsie zur radikalen Prostatektomie erwiesen sich damit als unabhängige Prädiktoren für ein biochemisches Rezidiv bei Männern mit einem Gleason-Score-7-Prostatakarzinom“, so das Resümee der Studienautoren. Ihre Ergebnisse könnten genutzt werden, um für diese Patientengruppe zukünftig noch präzisere Vorhersagen machen zu können.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Welche Rolle spielt es bei einem Prostatakarzinom mit Gleason-Score 7, wenn die Verteilung der Gleason-Muster 3 und 4 im Nadelbioptat anders bewertet wird als nach radikaler Prostatektomie (RP)? Antwort: Upgrading und Downgrading von der Biopsie zur RP sind eigenständige Prädiktoren für ein Rezidiv. Bedeutung: Die Prognose von Karzinomen mit RP-Gleason-Score 7 lässt sich wahrscheinlich genauer vorhersagen, wenn auch eine abweichende Verteilung der Gleason-Muster 3 und 4 in der Biopsie berücksichtigt wird. Einschränkung: Retrospektive Studie an einem Zentrum. |