Erschienen in:
31.05.2022 | Konservative Therapie | Originalarbeit
Konservative Therapie proximaler Humerusfrakturen
verfasst von:
Dr. Malte Holschen, Dr. Jens Clasing, Tobias Bartscht, Yacine Ameziane, Prof. Dr. Gunnar Möllenhoff, Prof. Dr. Jörn Steinbeck
Erschienen in:
Obere Extremität
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Abhängig vom Frakturtyp, dem Lebensalter und den funktionellen Patientenansprüchen stehen operative und konservative Therapieoptionen für die proximale Humerusfraktur zur Verfügung. Die konservative Therapie stellt insbesondere im geriatrischen Patientengut eine kostengünstige und wenig belastende Behandlungsoption dar. Anhand dieser Arbeit sollen die klinischen und radiologischen Ergebnisse der konservativen Therapie proximaler Humerusfrakturen analysiert werden.
Material und Methoden
Für diese Studie wurden 84 Patienten (weiblich = 65; männlich = 19) mit einem Durchschnittsalter von 67 (21–97) Jahren mit konservativ behandelter proximaler Humerusfraktur eingeschlossen. Initial wurden die Frakturen mittels Nativröntgen und Computertomographie beurteilt. Alle Patienten wurden für insgesamt 4 Wochen nach dem Trauma mit einer Immobilisationsorthese versorgt. Bereits nach der ersten Woche erfolgten aktive Pendelübungen. Nach 6 und 97 (84–120) Monaten wurden die Patienten mittels Constant Score, Oxford Shoulder Score und nativradiologisch beurteilt.
Ergebnisse
Gemäß der Neer-Klassifikation lagen 19 2-Part- (23 %), 40 3-Part- (47 %) und 25 4-Part-Frakturen (30 %) vor. Nach 6 Monaten war der Constant Score der betroffenen Schulter im Vergleich zur unverletzten Gegenseite noch immer geringer (75 vs. 91; p < 0,001). Der alters- und geschlechtsadaptierte Constant Score lag nach sechs Monaten bei 84 %. Der mittlere Oxford Shoulder Score betrug 40 Punkte. Im Vergleich zur Kontrolle nach sechs Monaten hatte sich der adaptierte Constant Score nach 97 Monaten verbessert (84 % vs. 88 %; p < 0,001).
Schlussfolgerung
Die konservative Therapie proximaler Humerusfrakturen kann bereits nach 6 Monaten zu einer hohen Patientenzufriedenheit und einer akzeptablen Schulterfunktion führen. Neben dem Risiko einer sekundären Dislokation mit schwerer Fehlstellung birgt die konservative Therapie Risiken für eine Humeruskopfnekrose und eine posttraumatischen Omarthrose (Evidenzlevel: Level IV, retrospektive Analyse).