Zusammenfassung
Durch intensivierte Formen der Insulintherapie, moderne Technologien, etablierte qualifizierte Schulungskonzepte und Versorgungsstrukturen hat sich die Lebenssituation von Kindern mit Diabetes und ihren Eltern in den letzten zwei Dekaden eindrucksvoll verbessert. Eine flexible Gestaltung der Ernährung ist ebenso möglich wie die Teilnahme an sozialen Aktivitäten mit Gleichaltrigen, Sport, Kindergarten- und Schulbesuch. Eine gegenüber früheren Zeiten verbesserte Stoffwechseleinstellung mit relativ wenigen schwerwiegenden akuten Komplikationen lässt die langfristige Prognose der Kinder insgesamt positiver erscheinen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Diese Erfolge werden durch anspruchsvolle Therapien erkauft, die von Kindern und Eltern ein hohes Maß an Wissen, strukturierter Gestaltung des familiären Alltags und die Fähigkeit und Bereitschaft zum Selbstmanagement erfordern. Dies kann jedoch nicht von allen Familien hinreichend geleistet werden. Der allgemeine gesellschaftliche Wandel mit einer steigenden Zahl von alleinerziehenden Eltern, konfliktbehafteten Trennungen, hohen sozioökonomischen Belastungen junger Eltern und einem wachsenden Anteil von Kindern, die ganztags in Institutionen betreut werden, beeinträchtigt die Behandlung eines chronisch kranken Kindes. Hinzu kommen individuelle psychische Risiken wie ADHS oder kognitive Beeinträchtigungen des Kindes oder interindividuelle Risiken durch psychische Erkrankungen eines Elternteils, bildungsferne oder prekäre ökonomische Verhältnisse. Psychologische Beratungen für besonders belastete Familien und soziale Hilfsangebote stellen daher heute einen unverzichtbaren Bestandteil einer qualifizierten integrierten Versorgung in der pädiatrischen Diabetologie dar.