Nirsevimab-Prophylaxe bewährt sich in der Praxis

Mit einer passiven RSV-Immunisierung aller Neugeborenen und Säuglinge unter sechs Monate lässt sich die Zahl der Atemwegsinfekt-bedingten Klinikbesuche, Hospitalisierungen und Intensivstationsaufnahmen von Säuglingen in den Wintermonaten um rund 60% senken. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Seit Ende Juni 2024 empfiehlt die STIKO allen Neugeborenen und Säuglingen unabhängig von möglichen Risikofaktoren eine RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab vor oder während ihrer ersten RSV-Saison. Spanien hat den Antikörper als eines der ersten Länder bereits in der vergangenen RSV-Saison allen Neugeborenen zur Verfügung gestellt. Forschende um Dr. David Andina Martínez vom Hospital Infantil Universitario Niño Jesús aus Madrid in Spanien stellten jetzt die ersten Erfahrungen damit vor. Ihren Angaben zufolge gab es in der vergangenen RSV-Saison 58% weniger Klinikbesuche aufgrund von Atemwegsinfekten bei Säuglingen. Wie in Deutschland, war auch in Spanien vor der Einführung von Nirsevimab bereits eine RSV-Prophylaxe mit dem Antikörper Palivizumab für Risikogruppen möglich. Nach der EU-Zulassung von Nirsevimab zur Prävention von RSV-Infekten bei Neugeborenen im November 2022 wurde der Antikörper bereits im Juli 2023 für alle Babys bis sechs Monate zu Beginn oder während der RSV-Saison sowie alle Kinder mit einem hohen Risiko für schwere RSV-Infekte empfohlen. Die 17 Regionen Spaniens setzten die Empfehlungen jedoch in unterschiedlichem Maße um: 15 immunisierten alle während der RSV-Saison geborenen Kinder sowie möglichst alle Kinder, die vor Beginn der Saison weniger als sechs Monate alt waren, das Baskenland nur Neugeborene und Kinder bis drei Monate, Navarra nur die Neugeborenen. Insgesamt 21% weniger Klinikbesuche mit Kindern unter sechs Monate Das Team um Martínez verglich nun die Zahl der pädiatrischen Notfälle aufgrund von Atemwegsinfekten in den drei RSV-Saisons vor der Einführung des Antikörpers mit der Saison 2023/24. Beteiligt waren 15 Kinderkliniken mit eigener Kinderintensivstation aus neun spanischen Regionen. In diesen wurden während der vier RSV-Saisons (November bis Januar) rund 900.000 Kinder in den Notaufnahmen vorstellig, darunter knapp 85.000 im Alter unter sechs Monate. In der Saison 23/24 kamen insgesamt 1% weniger Kinder im Alter über sechs Monate in die Notaufnahmen als in den Vorjahreszeiträumen. Dagegen war der Anteil der Kinder unter sechs Monate um 21% geringer. Schauten die Forschenden um Martínez gezielt auf Klinikbesuche aufgrund von Infekten der tiefen Atemwege bei Kindern unter sechs Monate, so konnten sie in der vergangenen Saison eine Reduktion um 58% feststellen. Mit einem Minus von 61% war die Reduktion in den Regionen mit umfassender Immunisierung höher als im Baskenland (minus 35%) und in Navarra mit ausschließlicher Neugeborenen-Immunisierung (minus 5%). Hospitalisierungsraten und Intensivstationsaufnahmen durch Atemwegsinfekte gingen bei Kindern unter sechs Monate in ähnlichem Maße zurück. Hierbei wurde auch in Navarra eine Reduktion um 30–40% beobachtet, was dafür spricht, dass sich allein schon mit der Neugeborenen-Immunisierung ein großer Teil der schweren Infekte verhindern lässt. Allerdings wurde auch deutlich, dass nicht alle RSV-Infekte durch die Immunisierung verhindert werden können: In Tests waren von 331 Säuglingen, die trotz der Nirsevimab-Prophylaxe aufgrund von Atemwegsinfekten in eine Klinik mussten, fast die Hälfte RSV-positiv. Die Forschenden um Martínez sehen insgesamt aber eine überragende Wirksamkeit der Prophylaxe in der Praxis, wobei die erweiterte Strategie, bei der nicht nur Neugeborene, sondern möglichst alle Säuglinge unter sechs Monate die Immunisierung erhalten, die größten Effekte zeigt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie gut wirkt die Nirsevimab-Prophylaxe bei Säuglingen und Neugeborenen in der Praxis? Antwort: Nach einer Analyse aus Spanien konnte eine passive Immunisierung sämtlicher Neugeborener plus die Prophylaxe bei Säuglingen unter sechs Monate die Zahl der Kinderklinikbesuche aufgrund von Infekten der unteren Atemwege um über 60% reduzieren. Wurden nur die Neugeborenen in der RSV-Saison immunisiert, war die Reduktion erheblich geringer, doch selbst damit wurde ein großer Teil der Klinik- und Intensivstationsaufnahmen verhindert. Bedeutung: Die Nirsevimab-Prophylaxe hat sich in der Praxis bewährt. Einschränkung: RSV-Tests nur bei wenigen Kindern.

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