Akute Rückenschmerzen: Diese Medikamente helfen

NSAR, eventuell zusammen mit Paracetamol, aber auch Muskelrelaxanzien sind bei neu aufgetretenen Rückenschmerzen in der Akutphase wirksam und können – nach Ausschluss von „Red Flags“ – nichtmedikamentöse Maßnahmen ergänzen. Dafür gibt es jetzt neue Evidenz aus einer internationalen Metaanalyse. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei der Behandlung akuter Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich („Low Back Pain“, LBP) stehen nichtmedikamentöse Maßnahmen wie lokale Wärme, Akupunktur oder Massage Leitlinien zufolge zwar an erster Stelle. Vielen Betroffenen ist damit jedoch nicht geholfen. Unter diesen Umständen ist die Gefahr einer Chronifizierung groß; laut Studien entwickeln bis zu 60% der Patienten mit akutem LBP chronische Rückenschmerzen. Metaanalyse mit fast 3500 Betroffenen Eine aktuelle Metaanalyse hat jetzt die Wirksamkeit verschiedener pharmakologischer Substanzen gegen akute Rückenschmerzen untersucht. Die Orthopädin Dr. Alice Baroncini von der RWTH Aachen hat dafür zusammen mit Kollegen aus Italien, Großbritannien und Neuseeland 18 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 3478 erwachsenen Patientinnen und Patienten (Alter im Mittel 43 Jahre, Frauenanteil 54%) ausgewertet. Voraussetzung war, dass die Rückenschmerzen (LBP) als unspezifisch eingeordnet waren und seit weniger als zwölf Wochen bestanden. Zur Behandlung mussten folgende Substanzen zum Einsatz gekommen sein: Muskelrelaxanzien, NSAR und/oder Paracetamol. Im Mittel wurde acht Tage lang nachbeobachtet. NSAR und Muskelrelaxanzien wirksam Die Ergebnisse zeigen unter NSAR eine Besserung der Rückenschmerzen um median 5,0 Punkte auf der 10-Punkte-VA-Skala (p < 0,0001), unter der Kombination NSAR plus Paracetamol eine Besserung um 5,8 Punkte (p = 0,004), unter Muskelrelaxanzien eine Besserung um 2,5 Punkte (p = 0,0005). Paracetamol allein hatte, ebenso wie die in den Studien verwendeten Placebopräparate, keinen signifikanten Effekt auf die Rückenschmerzen. Mithilfe des Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ) hatte das Forschungsteam außerdem Beeinträchtigungen im Alltag durch Rückenschmerzen gemessen. Auf der 24 Punkte umfassenden Skala wurde durch NSAR eine mediane Besserung um 10,2 Punkte erzielt (p < 0,0001), durch NSAR plus Paracetamol um 10,3 Punkte (p < 0,0001) und durch Muskelrelaxanzien um 4,8 Punkte (p = 0,03). Auf Warnhinweise achten! Baroncini und ihre Mitforschenden betonen, dass sich die Studie ausschließlich auf den unspezifischen, akuten Rückenschmerz bezog. Vor Einleitung jedweder Therapie sei es wichtig, spezifische Ursachen wie ein vorheriges Trauma oder eine Krebserkrankung auszuschließen und mögliche Warnhinweise für einen gefährlichen Verlauf zu identifizieren. Sowohl NSAR – allein oder in Kombination mit Paracetamol – als auch Muskelrelaxanzien hätten eine signifikante Besserung der Rückenschmerzen bewirkt; allerdings müsse man bedenken, dass viele Betroffene mit akutem LBP auch ohne Therapie innerhalb weniger Tage beschwerdefrei würden. Interessant sei hier das Ergebnis, dass die Wirksamkeit von Placebo deutlich hinter der der anderen Substanzen zurückgeblieben sei. Ergänzung zur nichtmedikamentösen Therapie „Damit bestätigt sich unsere Hypothese, dass eine medikamentöse Behandlung zur Symptomlinderung beiträgt“, folgern Baroncini und Kollegen. Alles in allem sprächen die Ergebnisse dafür, Patientinnen und Patienten, die von einer nichtmedikamentösen Therapie nur unzureichend profitierten, eine Zweitlinientherapie mit den genannten Substanzen anzubieten. NSAR seien nachweislich wirksam, wobei man im Einzelfall die Hinzunahme von Paracetamol oder als Alternative auch Muskelrelaxanzien erwägen könne, zum Beispiel im Fall einer Kontraindikation, bei zu erwartenden Wechselwirkungen oder bei bekannter Allergie. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lassen sich akute unspezifische Rückenschmerzen und damit verbundene Beeinträchtigungen durch eine medikamentöse Therapie bessern? Antwort: In einer Metaanalyse über 18 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 3478 Betroffenen war dies der Fall. Als signifikant wirksam erwiesen sich NSAR (mit Paracetamol stärker wirksam als ohne), aber auch Muskelrelaxanzien. Paracetamol allein hatte keinen signifikanten Effekt auf die Schmerzen. Bedeutung: Das Forschungsteam empfiehlt eine entsprechende pharmakologische Behandlung als Zweitlinientherapie bei unbefriedigenden Ergebnissen einer nichtmedikamentösen Strategie und nach Ausschluss von Warnhinweisen („Red Flags“). Einschränkung: Metaanalyse, kausale Zusammenhänge nicht belegt; verschiedene Substanzklassen innerhalb der NSAR nicht berücksichtigt; Evidenz aus anderen Übersichten teilweise widersprüchlich.

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