V.a. SHT bei Älteren immer per CT abklären

Wenn ältere Menschen stürzen, kann es vorkommen, dass die Erinnerung an den Unfallhergang fehlt, sodass unklar ist, ob eine Kopfverletzung stattgefunden hat. Ob trotzdem bei allen eine CT erfolgen sollte, wurde jetzt untersucht. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Faktoren wie Demenz, kurze Bewusstlosigkeit oder Alkoholeinfluss können dazu führen, dass sich ältere Menschen nicht erinnern, ob bei einem Sturz auch der Kopf in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mithilfe einer kranialen CT können einerseits Hirnblutungen sicher ausgeschlossen werden, andererseits kann es zu unnötigen Bildgebungen kommen. Ein Forscherteam aus den USA untersuchte das Risiko einer schlechten Prognose bei Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma und kommt zu dem Ergebnis: Eine CT lohnt sich immer. In die prospektive Kohortenstudie wurden sowohl Senioren mit sicherer Kopfverletzung einbezogen als auch solche, bei denen lediglich ein Verdacht darauf bestand (Durchschnittsalter: 82 Jahre). Alle hatten die Notaufnahme aufgesucht und waren anhand von Anamnese und körperlichen Untersuchungen in Gruppen mit sicherem (n = 2.905) oder unsicherem (n = 950) Schädel-Hirn-Trauma eingeteilt worden. Die Forschenden ermittelten per Kopf-CT diagnostizierte intrakranielle Blutungen (ICH), die Notwendigkeit neurochirurgischer Eingriffe, Mortalitätsraten und Risikofaktoren für eine schlechte Prognose. Signifikante Unterschiede beim ICH-Risiko Akute ICH wurden in der Gruppe mit eindeutiger Kopfverletzung bei 10,7% der Teilnehmenden festgestellt, während es bei den Personen mit unsicherem Schädel-Hirn-Trauma nur 1,5% waren. Die Raten verzögerter ICH betrugen 0,7% vs. 0,1%. Auch neurochirurgische Eingriffe waren unter den sicheren Schädelhirnverletzten häufiger mit 1,2% vs. 0,3%. Bei der 90-Tages-Mortalität zeigten sich dagegen keine signifikanten Unterschiede. In der Gruppe mit den sicheren Kopfverletzungen erhöhten mehrere Faktoren das Risiko für ICH: Männliches Geschlecht steigerte es um 58%, Alkoholkonsum um 62%, der Einsatz von Plättchenhemmern um 84% und ein Glasgow Coma Score (GCS) von < 15 um mehr als das Dreifache. Unter den Personen mit unsicheren Kopfverletzungen entdeckte das Forscherteam keine mit der ICH-Rate assoziierten Merkmale. „Überraschenderweise gab es in beiden Gruppen keine Korrelationen mit Demenz“, so das Team um Dr. Turchiaro vom der Florida Atlantic University in Boca Raton. „Rate hoch genug, um CT bei unklarer Kopfverletzung zu rechtfertigen“ „Auch wenn das ICH-Risiko in der Gruppe mit eindeutigem Schädel-Hirn-Trauma signifikant höher war als in der mit unklarem Unfallhergang, ist die Rate bei älteren Menschen mit Verdacht auf Kopfverletzungen hoch genug, um CTs bei all diesen Patienten und Patientinnen zu rechtfertigen“, resümieren Turchiaro et al. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Leitlinie für Schädel-Hirn-Traumata der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC), die zur Zeit überarbeitet wird. Sie empfiehlt ebenfalls, in Zweifelsfällen eine kraniale CT durchzuführen, etwa bei unklaren Angaben über die Unfallanamnese, starken Kopfschmerzen oder Intoxikation mit Alkohol oder Drogen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Sollte bei älteren Menschen, die sich nach einem Sturz nicht erinnern, ob eine Kopfverletzung erfolgt ist, trotzdem eine CT gemacht werden? Antwort: Die Rate akuter intrakranieller Blutungen bei Personen mit unsicherem Schädel-Hirn-Trauma ist vergleichsweise niedrig, beträgt aber immer noch 1,5%. Bedeutung: Die Rate ist den Studienautoren zufolge hoch genug, um eine CT bei allen älteren Personen mit Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma zu rechtfertigen. Einschränkung: In manchen Fällen war die exakte Indikation für den Notaufnahmebesuch schwer zu bestimmen, sodass einige Personen der falschen Gruppe zugeordnet worden sein könnten.

Springer Medizin

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