Hintergrund
Zirkadiane Störungen und Light-at-night-Hypothese
Komplexität der Beschreibung von Nachtarbeit
Individuelle Faktoren und Chronotyp
Aktueller Kenntnisstand zu Schichtarbeit und Brustkrebs
Merkmale der Schichtarbeitsexposition
Schichtarbeit und Prostatakrebs
Heterogenität der Ergebnisse aufgrund der Studiendesigns
Studiendesign | Vorteile | Nachteile | ||
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Fall-Kontroll-Studien | Retrospektive Erhebung von Expositionen zum Vergleich inzidenter Fälle mit einer gesunden Vergleichspopulation | Spezifische Abfragen Neueste Aspekte der Forschung können berücksichtigt werden | Ungenaue Erinnerung (Recall Bias) Mögliche Selektionsverzerrung der Kontrollgruppe (z. B. höherer Bildungsstand) (Selection Bias) Seltene Merkmale meist nur in Gruppen mit kleinen Fallzahlen möglich (z. B. langjährige Nachtarbeit) | |
Optionen für die retrospektive Erhebung von Schichtarbeit | ||||
Direkte Erhebung von Kernfragen (z. B. „Wie viele Jahre waren sie in Nachtarbeit tätig?“) | Kurze Befragung Spezifische Schätzungen | Nicht erhobene Charakteristika der Schichtsysteme können im Nachhinein nicht erfasst werden | ||
Berufsbiographien in Kombination mit sog. Job-Expositions-Matrizen (Informationssysteme, in denen jedem Beruf ein Expositionsmuster zugeordnet ist) | Recall Bias gering | Oft nur grobe Informationen zu Schichtarbeit Größere Gefahr der Fehlklassifikation | ||
Schichtarbeitsbiographie mit Details zu jeder Tätigkeit im Schichtsystem | Spezifische Schätzungen zu Assoziationen von aktuell diskutierten Parametern Zusätzliche Informationen zu Schichtsystemen, die weitere Analysen erlauben | – | ||
Gepoolte Studie von Fall-Kontroll-Studien | Gemeinsame Analyse eines Datenpools aus verschiedenen Fall-Kontroll-Studien | Höhere Fallzahlen als in Fall-Kontroll-Studien Subgruppen-Analysen mit spezifischen, seltenen Expositionen sind möglich | Ungenaue Erinnerung Mögliche Selektionsverzerrung der Kontrollgruppe | |
Kohortenstudien | Erhebung der Exposition zur Basiserhebung (Baseline) und Beobachtung der Krankheitsfälle im Zeitverlauf (Follow-up) | Kein Recall Bias Umfangreiche Erhebung von möglichen weiteren Einflussparametern Höhere Fallzahlen und somit spezifische Analysen möglich | Erfordern große Probandenzahlen, die über Jahrzehnte hinweg beobachtet werden Zu Beginn der Kohorten-Studie (Baseline-Befragung) meist eher unspezifische Fragen, veralteter Kenntnisstand Je nach Häufigkeit der Follow-up-Befragungen keine detaillierten Aussagen über Änderungen in der Exposition und zu relevanten Einflussfaktoren wie z. B. Lebensstil | |
Optionen für die Erhebung von Schichtarbeit | ||||
Erhebung spezifischer Expositionsmerkmale bei Baseline und Follow-up-Befragungen (meist alle 5 oder 10 Jahre) | Spezifische Schätzungen zu Assoziationen an großen Fallzahlen | Länger zurückliegende Daten differenzieren nicht ausreichend zwischen verschiedenen Charakteristika der Schichtsysteme | ||
Detaillierte Nacherhebung der Schichtarbeit in einem Follow-up | Spezifische Schätzungen zu Assoziationen von aktuell diskutierten Parametern Zusätzliche Informationen zu Schichtsystemen, die weitere Analysen erlauben | Kosten- und Zeitaufwand sehr hoch | ||
In Kohortenstudie eingebettete Fall-Kontroll-Studie mit detaillierter Schichtarbeitserhebung | Wie in Fall-Kontroll-Studien, jedoch verbesserte Informationsbasis für weitere Einflussfaktoren | Wie in Fall-Kontroll-Studien | ||
Prospektive Kohorten | Wiederholte Erhebung von Exposition und relevanten Einflussfaktoren in adäquaten Zeitabständen | Wären ideal | Sehr hoher Kosten- und Zeitaufwand Ergebnisse für gesundheitliche Effekte mit langer Latenzzeit wie z. B. Krebs z. T. erst in Jahrzehnten |
Schichtarbeit als Berufskrankheit?
Offene Fragen und aktuelle Aspekte
Fazit
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Das Problem der heterogenen Studienlage erschwert eindeutige Schlussfolgerungen hinsichtlich einer beruflichen Verursachung von Krebserkrankungen bei Beschäftigten in Schicht- oder Nachtarbeit.
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Der wissenschaftliche Kenntnisstand zur ursächlichen Rolle von Nachtarbeit bei Krebserkrankung ist nicht zweifelsfrei belegt. Positive Assoziationen zwischen langjähriger Nachtarbeit oder Schichtarbeit mit hoher Intensität (viele Nachtschichten oder viele Stunden mit Nachtschicht pro Woche) und Krebserkrankungen wurden hauptsächlich in Fall-Kontroll-Studien mit detaillierten Expositionsbeschreibungen gefunden.
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Es liegen keine genauen Erkenntnisse vor, ob langjährige Schichtarbeit als schädlich einzuschätzen ist und welche Schichtsysteme mit einer geringen Belastung für den Einzelnen einhergehen. Es ist auch unklar, ob Schichtarbeit in jüngerem/höherem Alter als risikoreicher einzuschätzen ist.