Erschienen in:
29.09.2021 | Schizophrenie | Originalien
Charakteristik und Prävalenz schmerzhafter Zönästhesien in einer Schmerzambulanz
verfasst von:
Dr. M. Brinkers, A. Lux, G. Pfau, C. Schneemilch
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Zönästhesien sind ein selten beschriebenes Störungsbild und werden gemäß ICD-10 den Schizophrenien zugeordnet. Sie können unabhängig von psychiatrischen Erkrankungen als Schmerzform auftreten. Die Prävalenz bei chronischer Schmerzerkrankung ist bisher unbekannt. In der vorliegenden Arbeit wurden die Charakteristika und psychischen Komorbiditäten schmerzhafter Zönästhesien untersucht.
Material und Methode
Für die vorliegende Untersuchung wurden retrospektiv alle Patienten auf vorhandene Zönästhesien qualitativ und quantitativ analysiert, die in einem fünfjährigen Zeitraum (2013–2017) in der Schmerzambulanz der Universität Magdeburg konsekutiv aufgenommen, untersucht und behandelt wurden.
Ergebnisse
Von den 844 ausgewerteten Patienten erfüllten 57 (6,7 %) die Kriterien von Zönästhesien. Eine bizarre Schilderung der Schmerzen im Sinne von Zönästhesien erfolgte einerseits, wenn gleichzeitig eine psychiatrische Störung vorlag, fiel aber auch durch die zur Schmerzschilderung unpassende Lokalisation auf (Zahnkrampf statt eines Bauchkrampfs). Die Schmerzen waren vorwiegend im Bereich des Gesichts lokalisiert (n = 35).
27 Patienten hatten keine psychopathologischen Auffälligkeiten, und 30 Patienten konnte eine zusätzliche psychiatrische Diagnose zugeordnet werden. Depressionen traten hier bei 23 Patienten als psychische Komorbidität auf.
Diskussion und Schlussfolgerung
Zönästhesien treten nicht zwangsläufig oder nicht nur im Zusammenhang mit Schizophrenien auf. Im Falle bizarr geschilderter Schmerzen oder Verwendung üblicher Schmerzadjektive, wie brennend, stechend, krampfend oder drückend, mit unpassender Lokalisation (krampfender Zahn) sollte an Zönästhesien gedacht werden.