Erschienen in:
11.02.2021 | Endometriose | Schwerpunkt
Endometriose und chronische überlappende Schmerzsyndrome
verfasst von:
Winfried Häuser
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Konzept chronischer überlappender Schmerzsyndrome („chronic overlapping pain conditions“ [COPC]) ist in der deutschen Schmerzmedizin wenig bekannt.
Fragestellung
Definition, Häufigkeit, gemeinsame ätiologische und pathophysiologische Mechanismen von COPC. Darstellung von für Schmerzmediziner relevanten Empfehlungen aus der S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“.
Methoden
Selektive Literaturrecherche in PubMed. Auswahl von Empfehlungen der S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“.
Ergebnisse
Chronische überlappende Schmerzsyndrome umfassen nach den US National Institutes of Health das chronische Erschöpfungssyndrom, chronische (unspezifische) Kreuzschmerzen, chronische Spannungskopfschmerzen, Endometriose, Fibromyalgiesyndrom, Migräne, das Syndrom der schmerzhaften Harnblase, die temporomandibuläre Störung und Vulvodynie. Gemeinsame ätiologische Grundlagen sind familiäre Häufung, biografische Belastungsfaktoren und belastende bzw. traumatische Lebensereignisse. Ein wesentlicher gemeinsamer pathophysiologischer Mechanismus ist eine Störung der zentralnervösen Reizverarbeitung. Patientinnen mit Endometriose sollen auf andere chronische Schmerzsyndrome und psychischen Disstress gescreent werden. Bei der körperlichen Untersuchung soll auf lokale (myofasziale Triggerpunkte) und generalisierte Zeichen der Hyperalgesie und Allodynie als Hinweis auf eine zentrale Sensitivierung geachtet werden. Bei Endometriose und überlappenden Schmerzsyndromen wird Zurückhaltung in Bezug auf wiederholte operative Eingriffe zur Schmerzreduktion empfohlen. Als medikamentöse Therapieoptionen werden Amitriptylin und Duloxetin genannt.
Diskussion
Bei Patientinnen mit Endometriose und COPC kann eine schmerzmedizinische Mitbehandlung sinnvoll sein. Eine multimodale Therapie sollte physiotherapeutische, schmerzpsychotherapeutische und gegebenenfalls medikamentöse Ansätze umfassen.