Erschienen in:
24.11.2021 | Akutes respiratorisches Distress-Syndrom | Kasuistiken
Fulminante Candida-Sepsis bei einer 28-jährigen Patientin mit Erstdiagnose eines Diabetes mellitus und ausgeprägtem hyperosmolarem Koma
verfasst von:
Dr. med. S. Niel, R. Douwa, S. G. Sakka
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 2/2022
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Zusammenfassung
Berichtet wird über eine 28-jährige bis dato nicht bekannt vorerkrankte Patientin, welche mit dem Rettungsdienst in komatösem Zustand auf unsere Intensivstation gebracht wurde. Klinisch bestanden das Bild einer Sepsis, eine massiv erhöhte Blutzuckerkonzentration (> 2000 mg/dl) sowie in der körperlichen Untersuchung eine ausgeprägte Hautmykose der Leistenregion der stark adipösen Patientin (BMI [Body-Mass-Index]: 33,7kg/m ). Die Sepsistherapie umfasste daher bereits ab dem Aufnahmetag eine kalkulierte antimykotische Therapie. Die Blutkulturdiagnostik bestätigte das Vorhandensein von Candida albicans sowie Candida glabrata. Trotz adäquater antiinfektiver Therapie kam es im weiteren Verlauf zur Entwicklung eines septischen Schocks mit der Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie ab dem dritten Tag sowie eines schweren ARDS, sodass die zusätzliche Eskalation der Therapie durch eine venovenöse extrakorporale Membranoxygenierung eingeleitet wurde. Trotz aller oben genannten Maßnahmen und maximaler intensivmedizinischer Therapie entwickelte die Patientin ein progredientes Multiorganversagen. Beim Auftreten von lichtstarren Pupillen wurde eine zerebrale Computertomographie durchgeführt. Diese erbrachte den Nachweis eines ausgeprägten generalisierten Hirnödems; eine Blutung wurde ausgeschlossen. Somatosensorisch evozierte Potenziale und Elektroenzephalogramm mit Untersuchung in Wiederholung erbrachten Hinweise auf irreversible Hirnschäden. In Anbetracht dieser infausten Prognose wurden die Therapiemaßnahmen limitiert. Die Patientin verstarb am Tag 24 nach der Aufnahme auf der Intensivstation. Das Fallbeispiel zeigt, dass eine antimykotische Therapie durchaus bei klinisch begründetem Verdacht bereits initial im Rahmen der Sepsistherapie in Betracht gezogen werden sollte.
Die Rolle der massiv alterierten Stoffwechselsituation mit massiver Hyperglykämie und Ketoazidose kann nicht abschließend bewertet werden.