HIV-Infizierte: Bei niedriger Viruslast nicht mehr ansteckend

Patienten mit HIV können ihre Sexualpartner nicht mehr infizieren, wenn bei ihnen dank antiretroviraler Therapie die HI-Viruslast nicht mehr nachweisbar ist. Das gilt auch für Männer, die Sex mit Männern haben. HIV-Infizierte mit nicht nachweisbarer Viruslast sind auch bei kondomlosem Geschlechtsverkehr nicht ansteckend. Das gilt für heterosexuelle wie für homosexuelle Sexualpartner, so das Ergebnis der jetzt veröffentlichten PARTNER2-Studie (Lancet 2019, online 2. Mai). Die Studiendaten hatte Erstautorin Professor Alison Rodger vom University College London bereits im Sommer 2018 bei der internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vorgestellt. In der vorangegangenen PARTNER1-Studie war bereits belegt worden, dass bei heterosexuellen, serodiskordanten Paaren, bei denen also ein Partner HIV-positiv und einer HIV-negativ ist, eine Transmission des HI-Virus nicht stattfindet, wenn der HIV-positive Partner durch eine antiretrovirale Therapie (ART) eine nicht mehr nachweisbare Viruslast (weniger als 50 Viruskopien pro ml Blut) hat. Das Neue an der am Donnerstag veröffentlichten Studie: Dies gilt nun explizit auch für homosexuelle Paare. In der PARTNER1-Studie, die von 2010 bis 2014 lief, war der Anteil der homosexuellen Teilnehmer zu gering, um eine gesicherte Aussage über das Risiko einer Virusübertragung zwischen homosexuellen, serodiskordanten Paaren treffen zu können. Daten von 782 Paaren erhoben Für die zweite Phase wurden bis April 2018 in 14 europäischen Ländern 972 Paare von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), gewonnen und deren Sexualverhalten, HIV-Status, die Viruslast sowie eventuell vorhandene sexuell übertragbare Infektionen (STI) erfasst. Von 782 Paaren konnten insgesamt Daten über 1593 PaarJahre mit 76.088 Sexualkontakten mit Analverkehr erhoben werden. Ergebnis: Eine Transmission des HI-Virus fand effektiv nicht statt zwischen serodiskordanten Paaren, bei denen sich die Viruslast des HIV-positiven Partners unter der Nachweisgrenze befindet. Dies gilt sowohl für kondomlosen Vaginal- als auch für den infektionsträchtigeren Analverkehr. Damit schließt sich das Team um Rodger der Botschaft der internationalen Kampagne „U=U“, in Deutschland auch bekannt als „N=N“ (nicht nachweisbar bedeutet nicht übertragbar) an, die sich seit 2016 für ein breiteres Bewusstsein der Öffentlichkeit für die geringe Infektiosität virussupprimierter HIV-Infizierter einsetzt. Das Team um Rodger unterstreicht, dass die Studienergebnisse erneut den Nutzen von breit verfügbaren Tests auf das HI-Virus sowie einem frühen Therapiebeginn herausstellen. Noch immer Diskriminierung und Stigmatisierung Um den vollen Therapieeffekt einer ART ausschöpfen zu können und die Verbreitung des Virus einzudämmen, sei eine universelle „Test and Treat“-Strategie nötig, pflichtet auch Dr. Myron Cohen von der University of North Carolina in einem Kommentar zur Studie im „Lancet“ bei. Nur so ließen sich Unkenntnis über den eigenen Infektionsstatus eliminieren und die Dunkelziffer von unwissentlich HIV-Infizierten reduzieren, erläutert Cohen, der nicht an der Studie beteiligt war. Denn: Lassen sich Risikogruppen, die vermuten, sich infiziert zu haben, früh testen und beginnen diese im tatsächlichen Infektionsfall früh mit ihrer ART, gibt es weniger risikobehaftete Sexualkontakte, bei denen eine Infektion stattfinden kann. Cohen weist darauf hin, dass eine Kampagne wie „U=U“ zur Reduktion der HIV-Inzidenz unerlässlich sei, da noch immer Diskriminierung und Stigmatisierung viele potenziell Infizierte von Tests und Behandlungen abhält. Niedrigschwellige Testangebote, zum Beispiel Selbsttests auf das Virus, wie sie seit 2018 auch in Deutschland in Apotheken und Drogerien frei verkäuflich sind, sind dafür eine wichtige zusätzliche Option. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Mit einer erfolgreichen ART wird zwar die Infektion des Sexualpartners mit HIV verhindert, nicht jedoch eine Infektion mit anderen sexuell übertragbaren Erregern. Quelle: Ärzte Zeitung

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