Dulaglutid schützt in Maßen vor erektiler Dysfunktion

Männer mit Diabetes Typ 2, die mit Dulaglutid behandelt werden, entwickeln seltener eine mäßige bis schwere erektile Dysfunktion. Das gilt besonders dann, wenn zusätzlich kardiovaskuläre Erkrankungen vorliegen. Wunder sind freilich nicht zu erwarten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Diabetes wirkt sich stark negativ auf die Erektionsfunktion aus: Knapp 40% der Typ-1- und zwei Drittel der Männer mit Typ-2-Diabetes sind laut Daten aus der Literatur von erektiler Dysfunktion betroffen. Es gibt indessen nur wenige Untersuchungen dazu, wie sich die Therapie mit Antidiabetika auf Störungen der Erektion auswirkt. Mit einer von Eli Lilly unterstützten exploratorischen Analyse der Daten der „Researching Cardiovascular Events with a Weekly Incretin in Diabetes“ (REWIND) liegt nun eine erste größere, randomisierte und doppelt verblindete placebokontrollierte Studie zu dem Thema vor. Sie zeigt: Männer mit Typ-2-Diabetes, die mit dem Inkretinmimetikum Dulaglutid behandelt werden, haben eine um 8% geringere Inzidenz von mäßiger bis schwerer erektiler Dysfunktion als Männer unter Placebo. Die Reduktion beträgt 19%, wenn neben dem Diabetes noch kardiovaskuläre Erkrankungen – wie ein durchgemachter Herzinfarkt, eine instabile Angina oder ein ischämischer Schlaganfall – vorliegen. In die Auswertung gelangten die Daten von 3725 Teilnehmern der REWIND-Studie mit Typ-2-Diabetes im mittleren Alter von 65,5 Jahren. Durchschnittlich bestand der Diabetes seit 10,6 Jahren. Bei knapp 40% der Männer lag eine kardiovaskuläre Erkrankung vor. Eine Gruppe wurde mit Dulaglutid, die andere mit Placebo zusätzlich zur sonstigen antidiabetischen Medikation behandelt. Nach zwei und fünf Jahren sowie zum Studienende (der Follow-up betrug median 5,4 und maximal acht Jahre) wurden die Probanden mithilfe des International Index of Erectile Function (IIEF) auf ihre Erektionsfunktion hin befragt. 56,5% der Männer hatten schon zu Beginn der Studie eine mäßige bis schwere erektile Dysfunktion (IIEF-Punktzahl ≤ 16 von maximal 30 Punkten). Im weiteren Verlauf lag die Inzidenz einer erektilen Dysfunktion dieses Ausmaßes in der Dulaglutidgruppe bei 21,3 je 100 Personenjahre. In der Placebogruppe betrug die Inzidenz 22,0 je 100 Personenjahre. Das entsprach einer signifikanten Inzidenzreduktion von 8% unter Dulaglutid. Sie ging vor allem auf eine Verminderung in der Gruppe der Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen zurück, wo die Senkung 19% erreichte. Lagen keine solchen Erkrankungen vor, war die Reduktion nicht mehr statistisch signifikant. Erektionsfähigkeit verschlechtert sich weniger stark Große Verbesserungen wurden jedoch nicht erreicht, anhaltende Erektionsstörungen waren unter Dulaglutid nicht seltener als mit Placebo. Allerdings war der Rückgang der Erektionsfähigkeit mit Dulaglutid signifikant geringer: In der Placebogruppe betrug er bis Studienende mehr als drei IIEF-Punkte, mit Dulaglutid waren es 0,61-Punkte weniger. Insgesamt betrachtet halten es die Studienautoren um den Diabetologen Harpreet Bajaj (Brampton, Kanada) für fraglich, ob eine Reduktion der Inzidenz erektiler Dysfunktion um 8% überhaupt klinisch relevant ist, zumal mit Blick auf anhaltende Dysfunktion kein Effekt festzustellen war. Etwas anders stellt sich die Lage für Bajaj und Kollegen dar, nimmt man nur die Patienten unter Dulaglutid mit kardiovaskulären Erkrankungen: „Die signifikant stärkere Inzidenzsenkung von 19% in dieser Gruppe legt nahe, dass es für diese Patienten tatsächlich einen merklichen Effekt geben könnte.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich eine Therapie mit dem Inkretinmimetikum Dulaglutid auf die Erektionsfunktion von Männern mit Typ-2-Diabetes aus? Antwort: Auf eine mediane Beobachtungsdauer von gut fünf Jahren betrachtet, liegt die Inzidenz mäßiger bis schwerer erektiler Dysfunktion unter Dulaglutid niedriger als unter Placebo. Bei Männern mit zusätzlichen kardiovaskulären Erkrankungen beträgt die Reduktion 19%. Einschränkung: Die klinische Relevanz der verminderten Inzidenz erektiler Dysfunktion unter Dulaglutid für Männer ohne zusätzliche kardiovaskuläre Erkrankungen ist fraglich.

Springer Medizin

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