Risikofaktoren für Myopathien unter Statintherapie

Myopathien unter Statintherapie sind selten. In einer britischen Studie wurde jetzt untersucht, durch welche Risikofaktoren diese begünstigt werden und welche Rolle Muskelbeschwerden ohne extremen CK-Anstieg spielen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Weltweit werden Statine verschrieben, um das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko zu senken. Zwar vertragen die meisten Patienten die Medikation gut, doch selten kommt es auch zu Myopathien, die sich durch Muskelschmerz oder -schwäche und stark erhöhte Kreatinkinase(CK)-Werte äußern. Im Rahmen einer Beobachtungsstudie haben Jemma Hopewell von der University of Oxford und Kollegen den Einfluss von Risikofaktoren auf die Entwicklung einer Myopathie bei Patienten unter Statintherapie untersucht. Unter 58.390 Personen aus drei Studienpopulationen (HPS, SEARCH, HPS2-THRIVE), die wegen Gefäßerkrankungen im Mittel über 3,4 Jahre mit Simvastatin behandelt worden waren, waren 171 Patienten mit klinisch bestätigter Myopathie (Muskelschmerz oder -schwäche und CK > 10-facher Normwert). Die Beschwerden waren durchschnittlich 18 Monate nach Therapiebeginn aufgetreten, bei 36% der Patienten bereits in den ersten sechs Monaten. Bei 15.208 Studienteilnehmern bestanden Muskelsymptome mit geringerer CK-Erhöhung, sodass die Definition der Myopathie nicht erfüllt war. Wichtigster Risikofaktor: die Dosis Mit einem Cox-Modell (proportional hazards model) wurden folgende unabhängige Risikofaktoren für die Myopathie ermittelt: Als stärkster Risikofaktor wurde die tägliche Simvastatindosis identifiziert. Patienten, die 80 mg Simvastatin erhielten, hatten ein mehr als 20-fach höheres Myopathierisiko als Studienteilnehmer mit einer Tagesdosis von 20 mg. Keine signifikanten Risikounterschiede ergaben sich zwischen 20 und 40 mg. Offenbar spielte zudem die Ethnie eine gewisse Rolle: Im Vergleich zu Europäern trat bei chinesischen Patienten zehnmal häufiger eine Myopathie im Zusammenhang mit der Simvastatintherapie (40 mg täglich) auf. Auch höheres Alter, weibliches Geschlecht und ein erhöhter BMI präsentierten sich als unabhängige Risiken. Diabetiker, die medikamentös behandelt wurden, entwickelten mehr als doppelt so häufig eine Myopathie wie Nichtdiabetiker, während sich bei unbehandelten Diabetikern dieses Risiko nicht zeigte. Weiterhin hatten bestimmte begleitende Pharmakotherapien Einfluss: So verachtfachte Niacin-Laropiprant das Myopathierisiko, unter Diltiazem war es mehr als verdreifacht und Patienten, die gleichzeitig Betablocker oder Diuretika einnahmen, wiesen eine Risikoerhöhung um 65–75% auf. Zur Gesamtbewertung flossen alle Faktoren in einen Myopathie-Risiko-Score ein. In diesem kombinierten, gewichteten Score erreichten Myopathiepatienten median 7,2 und andere Studienteilnehmer 4,2 Punkte. Patienten mit einer Bewertung im oberen Scoredrittel hatte ein 34-fach höheres Myopathierisiko als Patienten im unteren Score-Drittel, was diese Faktoren den Studienautoren zufolge als unabhängige Myopathierisiken ausweist. Bei den 15.208 Teilnehmern mit anderen Muskelbeschwerden unter Statintherapie wurde dagegen kein Unterschied der Hazard Ratio zwischen Patienten im hohen und niedrigen Scorebereich beobachtet. Auch bei einer Genvariante von SLCO1B1 wurden Hopewell und Kollegen fündig. Bei Patienten mit rs4149056-C-Allel bestand demzufolge dreimal häufiger eine Myopathie als bei Patienten mit TT-Genotyp. Bei Studienteilnehmern mit anderen Muskelsymptomen zeigte sich dagegen kein Zusammenhang. Ihren Befunden zufolge, so Hopewell und Kollegen, sei das Risiko einer Simvastatin-bedingten Mypopathie niedrig. Die Kenntnis der Risikofaktoren stelle einerseits eine Hilfe bei der Sicherheitsüberwachung von Patienten unter Statinen dar, andererseits könnten die Studienergebnisse dazu beitragen, dass Patienten mit unkritischen Muskelbeschwerden nicht unnötig ihre Therapie abbrächen. Die Untersuchung habe gezeigt, dass die meisten Muskelbeschwerden nicht im Zusammenhang mit einer Simvastatintherapie stünden. Folglich sollte bei Patienten, die unter Statinen über Muskelprobleme klagen, der CK-Wert bestimmt und dieser vor allem während des ersten Jahres, bei Erhöhung der Dosis oder zu Beginn weiterer medikamentöser Therapien kontrolliert werden, so Hopewell und Kollegen. Damit könnten nicht nur die seltenen Myopathiepatienten identifiziert werden, sondern auch Personen mit moderat erhöhten CK-Werten, die möglicherweise eine Myopathie entwickeln. Bei Werten im Normbereich sollten die Patienten angehalten werden, ihre Statintherapie fortzusetzen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Risikofaktoren begünstigen eine Simvastatin-bedingte Myopathie und wie sind andere Muskelsymptome einzuordnen, die unter der Therapie auftreten? Antwort: Myopathien im Zusammenhang mit einer Statintherapie treten relativ selten auf. Ihr Risiko kann mit dem CK-Wert zusammen mit weiteren Faktoren eingeschätzt werden. Die meisten Muskelbeschwerden unter der Therapie sind unspezifisch. Bedeutung: Die Kenntnis der Risikofaktoren ermöglicht eine bessere Überwachung und verhindert unnötige Therapieabbrüche. Einschränkung: Es wurde ausschließlich Simvastatin untersucht.

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