Erschienen in:
10.08.2021 | Verhaltenstherapie | Leitthema
Somatoforme Störungen und Diabetes
verfasst von:
Dr. med. Marie Pfeiffer, Dr. Julia Reiff, Prof. Dr. Dieter F. Braus
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 7/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Beim Typ-2-Diabetes (T2D) ist eine erhöhte Prävalenz assoziierter psychiatrischer Komorbiditäten beschrieben. Unter anderem haben T2D-Patienten ein erhöhtes Risiko für somatoforme Störungen. Diese auch als funktionelle Körperbeschwerden bezeichneten psychiatrischen Dysfunktionen kommen in der Allgemein- und der inneren Medizin sehr häufig vor und verursachen unerkannt oft hohe Kosten für das Gesundheitssystem und lange frustrane diagnostische Bemühungen.
Fragestellung
Es sollte geklärt werden, wie sich somatoforme Störungen beschreiben und in den oben genannten Kontext einordnen lassen und was das Fazit für die internistische Praxis ist.
Material und Methoden
Aktuelle Übersichtsarbeiten und Studien wurden gesucht und deren Relevanz für den klinischen Kontext dargestellt.
Ergebnisse
Somatisierungsstörungen zeigen eine höhere Prävalenz bei Menschen mit vorbestehenden organischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus (DM). Ihre Erkennung und ihr Management stellen erhebliche Herausforderungen in der somatisch ausgerichteten Praxis dar. Eine starke Fokussierung auf somatische Symptome, erhöhtes Arousal, chronischer Stress und DM sind eng miteinander verbunden und können eine komorbide somatoforme Störung begünstigen.
Schlussfolgerungen
Ein frühzeitiges interdisziplinäres Vorgehen ist wichtig, insbesondere sollten bei Verdacht auf eine somatoforme Störung bei DM psychosoziale Belastungsfaktoren erfragt werden; eine ausschließliche Fokussierung auf körperliche Symptome und die Blutzuckerspiegeleinstellung sollte vermieden werden. Bei Erkennen einer funktionellen Genese der Beschwerden sind eine kognitive Verhaltenstherapie und ein Basisprogramm für mentale Gesundheit wirksam, pharmakologische Ergänzungen sind meist nicht erfolgreich und auch nicht notwendig.