Inhalation von Stickstoffmonoxid hat kaum Einfluss auf Myokardinfarkt

Die Inhalation von Stickstoffmonoxid bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt führt möglicherweise zumindest zu einer funktionellen Erholung des Myokards. Die erhoffte Reduktion des Infarktareals im Verhältnis zur linksventrikulären Muskelmasse konnte in der NOMI-Studie jedoch nicht nachgewiesen werden. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Aus präklinischen und ersten klinischen Daten geht hervor, dass Stickstoffmonoxid (NO) kardioprotektive Eigenschaften hat, weil es den myokardialen Sauerstoffbedarf vermindert, den koronaren Blutfluss erhöht und Spasmen reduziert. In der NOMI-Studie (Nitric oxide for inhalation in ST-elevation myocardial infarction) sollte deshalb placebokontrolliert primär geprüft werden, ob bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt, die sich einer erfolgreichen perkutanen Koronarintervention (PCI) unterziehen, die Inhalation von Stickstoffmonoxid über vier Stunden einen Einfluss auf die per MRT gemessene Myokardinfarktgröße im Verhältnis zur Größe des linken Ventrikels hat, und zwar 48 bis 72 Stunden nach der Inhalation. Bei den meisten Teilnehmern (etwa 70%) lag ein TIMI-Grad zwischen 0 und 1 vor. Botenstoff cGMP im Plasma gemessen An der Studie nahmen 123 Patienten teil, die 80 ppm (part per million) Stickstoffmonoxid ab Ankunft im Katheterlabor über einen Zeitraum von vier Stunden über eine enganliegende Gesichtsmaske inhalierten. In der Kontrollgruppe mit 127 Teilnehmern erhielten die Patienten – ebenfalls über eine solche Maske – molekularen Stickstoff ergänzt durch molekularen Sauerstoff als Placebo. Die Gastherapie erfolgte mithilfe eines Dosiergerätes des belgischen Unternehmens Maquet und begann zehn Minuten vor der Koronarintervention. Das Gerät ermöglicht die Messung von Stickstoffmonoxid, Sauerstoff und Stickstoffdioxid in Echtzeit. Weil Stickstoffmonoxid die cGMP-Synthese (zyklisches Guanosinmonophosphat) stimuliert, wurde auch dieser sekundäre Botenstoff im Plasma ermittelt. Die MRT-Untersuchungen des Herzens nach der Inhalation wurden schließlich mit einem 1,5-Tesla-Gerät vorgenommen, um unter anderem die Infarktgröße, mikrovaskuläre Obstruktionen, Blutungen im Myokard sowie die globale linksventrikuläre Funktion zu bestimmen. Wie die Kardiologen um Professor Stefan P. Janssens von der Universitätsklinik in Leuven berichten, hatte die Inhalation von Stickstoffmonoxid keinen Einfluss auf die Infarktgröße. Das Verhältnis zur linksventrikulären Muskelmasse betrug 18,0% ± 13,5%, in der Kontrollgruppe 19,4% ± 15,4%, ein nicht signifikanter Unterschied. Dies traf auch für die zuvor bestimmten Subgruppen zu, die sich etwa in Bezug auf die Zeit zwischen Symptombeginn und Katheterintervention, Troponin-T-Spiegel, „schuldigen“ (culprit) Läsionen und Anwendung von Gykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten während der Intervention unterschieden. Auch hinsichtlich der absoluten Troponin-Spiegel, des Ausmaßes der mikrovaskulären Obstruktionen und der myokardialen Blutungen seien keine Unterschiede festgestellt worden. Hinweise auf leichte Erholung der linksventrikulären Funktion Während der Inhalation stiegen die cGMP-Spiegel im Plasma signifikant an. Der Botenstoff beeinflusst etwa über die Herzmuskelzellen das Gefäßbett und die ischämischen Gewebsareale. Aus den MRT-Untersuchungen geht zudem hervor, dass die linksventrikulären Volumina nach 48–72 Stunden in beiden Studienarmen zwar ähnlich waren, jedoch in der Stickstoffmonoxidgruppe nach vier Monaten zumindest eine Tendenz zu kleineren Zuwächsen bei den endsystolischen und -diastolischen Volumina zu verzeichnen war, was einer leichten Erholung der linksventrikulären Funktion entspricht. Die Kardiologen haben noch keine Erklärung dafür, warum die tierexperimentell erhobenen Befunde letztlich nicht auch klinisch zu beobachten waren. Eine Möglichkeit sei, dass vor der Reperfusion die Gasinhalation und darüber hinaus die Dauer des cGMP-Anstiegs für den gewünschten Effekt zu kurz waren. Letztlich sei nur eine einzige Dosis des Stickstoffmonoxids und nur eine Dauer für die Gasinhalation getestet worden, was die Aussagekraft der Studie einschränke. So habe die Inhalation von 80 ppm Stickstoffmonoxid über einen Zeitraum von 24 Stunden einer Studie von 2015 zufolge einen nierenschützenden Effekt. Die Kardiologen weisen darauf hin, dass das Design ihrer Studie keine Aussagen zu den klinischen Endpunkten Mortalität, Schlaganfall, rezidivierende Ischämie und Revaskularisierung erlaube. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt durch Inhalation von Stickstoffmonoxid über vier Stunden die Infarktgröße beeinflussen? Antwort: 48 bis 72 Stunden nach Inhalation des Gases war in der placebokontrollierten Studie das Infarktareal im Vergleich zur Kontrollgruppe gleich groß. Bedeutung: Die klinischen Folgen der Inhalation von Stickstoffmonoxid müssen in prospektiven Studien überprüft werden. Einschränkung: Das Gas wurde nur einmal verabreicht und nur in einer einzigen Dosierung geprüft.

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