Erschienen in:
23.10.2022 | Primäre Myelofibrose | Leitthema
Primäre Myelofibrose
Diagnostik, Klinik und Therapieoptionen
verfasst von:
Prof. Dr. Florian H. Heidel, Carl C. Crodel, Hans H. Kreipe
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Myelofibrose kann sowohl primär als eigenständiger Subtyp der myeloproliferativen Neoplasien (primäre Myelofibrose, PMF) als auch als Spätphase einer Polycythaemia vera oder essenziellen Thrombozythämie auftreten.
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Übersicht wird auf die PMF und deren Diagnostik, Klinik und Therapieoptionen fokussiert eingegangen.
Ergebnisse
Die frühe Phase der PMF geht mit einer megakaryozytären und granulozytären Proliferationssteigerung einher. Im weiteren Verlauf kann eine Knochenmarkfibrose, begleitet von progredienter Splenomegalie und Panzytopenie, im Vordergrund stehen. In der aktuellen Klassifikation gemäß Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die präfibrotische Phase von der fibrotischen „overten“ Myelofibrose unterschieden. Die Diagnosekriterien beinhalten u. a. die histopathologischen Charakteristika des Knochenmarks, den molekularen Nachweis von Treibermutationen sowie den Ausschluss anderer myeloischer Neoplasien. Die Therapiestrategien in der Behandlung der PMF richten sich nach dem Progressionsrisiko und der Symptomlast. Neben dynamischen Risikoscores mit Betonung klinischer und hämatologischer Parameter nimmt aktuell die Stellung von molekular und zytogenetisch getriebenen Prädiktoren an Relevanz zu, um v. a. jüngeren Patienten eine verlässliche Risikostratifizierung zu ermöglichen. Gerade für jüngere Patienten mit PMF und ohne relevante Komorbiditäten wird bei Intermediär-2- oder Hochrisikokonstellation die kurative Option einer allogenen Stammzelltransplantation empfohlen. Hier ist eine Vorbehandlung mit JAK-Inhibitoren vorteilhaft, insbesondere für Patienten mit Splenomegalie und Symptombelastung. Bei fehlender Indikation oder fehlender Verfügbarkeit einer allogenen Stammzelltransplantation sind eine symptomorientierte Behandlung mit JAK-Inhibitoren oder experimentelle Therapieverfahren im Rahmen von klinischen Studien möglich.