Erschienen in:
07.04.2022 | Statine | Arzneimitteltherapie
Moderne Lipidsenker – ein Mittel gegen das Problem der Unterversorgung?
verfasst von:
Dr. med. Julius L. Katzmann, Ulrich Laufs
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 12/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ein erhöhtes Low-density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C) gehört zu den wichtigsten modifizierbaren kardiovaskulären Risikofaktoren. Trotz potenter Kombinationstherapien werden die LDL-C-Zielwerte bei vielen Hochrisikopatienten nicht erreicht.
Ziel der Übersicht
Darstellung der Rationale zur LDL-C-Senkung, des aktuellen Versorgungsstatus und etablierter sowie neuer medikamentöser Verfahren zur LDL-C-Senkung.
Datenlage
Auf Basis der großen Endpunktstudien zu Ezetimib und den Antikörpern gegen die Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) empfehlen die Fachgesellschaften LDL-C-Zielwerte, die sich nach dem individuellen kardiovaskulären Risiko richten. Für Patienten mit manifester Atherosklerose gilt der LDL-C-Zielwert < 55 mg/dl (1,4 mmol/l). Die Zielwerte werden nur bei einem geringen Anteil der Patienten erreicht. Probleme liegen unter anderem im fehlenden Bewusstsein der Behandler, der Einnahmetreue, Verordnungsbeschränkungen und Unverträglichkeiten. Auf dem Boden von Lebensstilmaßnahmen sind Statine die Basis der LDL-C-Senkung. Bei nicht erreichten Zielwerten wird der Cholesterinabsorptionshemmer Ezetimib eingesetzt. Die dritte Stufe bilden PCSK9-Antikörper. Zu den neuen LDL-C-Senkern gehört die oral verfügbare Bempedoinsäure, die im selben Stoffwechselweg wie Statine angreift, jedoch spezifisch in der Leber und nicht im Skelettmuskel aktiviert wird. Ein weiterer neuer Wirkstoff ist Inclisiran, das PCSK9 durch RNA-Interferenz intrazellulär hemmt. Inclisiran muss nur alle 6 Monate verabreicht werden und hat daher potenziell Vorteile bezüglich der Adhärenz. Nach neuen Empfehlungen sollten zur LDL-C-Senkung frühzeitig Wirkstoffe kombiniert und Kombinationspräparate eingesetzt werden.
Schlussfolgerung
Unter Ausschöpfung etablierter und neuer LDL-C-Senker ist eine Zielwerterreichung bei den meisten Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko möglich.