Rasche Therapie bei Status epilepticus rettet Leben

Werden bei einem Status epilepticus Benzodiazepine innerhalb von zehn Minuten verabreicht, lässt sich die Mortalität deutlich senken. Das bestätigt eine aktuelle US-Studie bei Patienten mit refraktärem Status. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Auch bei einem Status epilepticus gilt: time is brain. Dauert ein Status länger als zehn Minuten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Anfälle von alleine wieder aufhören. Zudem nimmt die Wirksamkeit einer First-line-Therapie mit Benzodiazepinen ab, je länger die Anfälle dauern, weil mit der Zeit GABAerge Benzodiazepinrezeptoren von den Zelloberflächen verschwinden. Das Risiko, einen refraktären oder superrefraktären Status zu entwickeln, der zum Tod oder zu bleibenden Hirnschäden führt, steigt also mit der Dauer der Anfälle. Doch auch bei Patienten, die auf eine First-line-Therapie mit Benzodiazepinen nicht ansprechen, ist die Prognose besser, wenn sie die Medikamente möglichst früh erhalten. Möglicherweise können Benzodiazepine in diesen Fällen zwar nicht die Anfälle stoppen, aber einen fatalen Verlauf verhindern. Darauf deuten Resultate einer prospektiven US-Studie mit 218 Kindern, die aufgrund eines refraktären Status epilepticus stationär behandelt wurden. Wie Neurologen um Dr. Marina Gaínza-Lein von der Kinderklinik in Boston berichten, waren die Kinder im Median vier Jahre alt, alle hatten mindestens zwei verschiedene Antikonvulsiva erhalten, ohne dass die Anfälle zum Stillstand kamen. Elffach erhöhtes Sterberisiko Die Neurologen schauten, wie viele der Kinder in der erwünschten Zeit von zehn Minuten nach Anfallsbeginn eine Benzodiazepintherapie erhalten hatten. Dies war bei einem Drittel (34%) der Fall. Die übrigen Kinder waren teilweise deutlich später behandelt worden. Von den Kindern mit rechtzeitiger Benzodiazepinbehandlung hatten alle überlebt, dagegen waren in der Gruppe mit verzögerter Behandlung sieben Kinder gestorben. Unter Berücksichtigung von Alter, Epilepsie- und Anfallsform sowie Zahl der benötigten Therapieversuche kamen die Forscher um Gaínza-Lein auf ein etwa elffach erhöhtes Sterberisiko für Kinder, die nicht innerhalb von zehn Minuten per Benzodiazepin behandelt werden. Deutliche Unterschiede gab es auch bei der Dauer der Anfälle: So benötigten die Ärzte bei Kindern mit verzögerter Benzodiazepinbehandlung im Schnitt 48 Minuten länger (139 versus 91 Minuten), bis sie die Krämpfe unter Kontrolle hatten. Solche Kinder brauchten auch etwa doppelt so oft eine kontinuierliche Infusionstherapie und entwickelten doppelt so häufig eine kritische Hypotonie. Die naheliegende Schlussfolgerung der Studie wäre, dass früh verabreichte Benzodiazepine, selbst wenn sie die Anfälle nicht stoppen können, den Verlauf dennoch günstig beeinflussen. Allerdings ist eine frühe Therapie mit solchen Mitteln vielleicht auch nur ein Marker für eine insgesamt raschere und aggressivere Behandlung. So hatten die Kinder mit rechtzeitiger Benzodiazepintherapie nach deren Versagen auch schneller eine Second- und Third-line-Behandlung erhalten. Letztlich zeigt auch diese Studie vor allem: Je früher Kinder mit einem Status epilepticus behandelt werden, umso besser die Prognose. Auch bei einem refraktären Status zählt wohl jede Minute. Das Wichtigste in Kürze Frage: Hängt die Mortalität bei refraktärem Status epilepticus auch vom Behandlungsbeginn ab? Antwort: Erhalten Patienten nicht innerhalb von zehn Minuten nach Anfallsbeginn ein Benzodiazepin, ist die Sterberate drastisch erhöht. Bedeutung: Auch bei refraktärem Status epilepticus zählt jede Minute. Einschränkung: Die wenigen Todesfälle machen eine Interpretation schwierig, Bedeutung der initialen Benzodiazepintherapie bleibt unklar.

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