Erschienen in:
08.05.2019 | Botulinumtoxin | Originalien
Botulinumtoxin A zur Behandlung der obstruktiven Defäkationsstörung
verfasst von:
D. Richter, PD Dr. S. Petersen, A. Krebs, G. Puhl
Erschienen in:
coloproctology
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Ausgabe 3/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Behandlung einer obstruktiven Defäkationsstörung stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar. Besonders komplex ist hier die Behandlung einer Beckenboden-Dyssynergie, dem sog. Anismus. Das Spektrum der konservativen Behandlung reicht von Biofeedback-Therapie bis hin zu medikamentöser Behandlung zur Relaxation des Beckenbodens. Die internationale Literatur gibt hier den Hinweis auf die Anwendung von Botulinumtoxin A (BTX‑A). In einer prospektiven Studie wurden hierzu die eigenen Daten analysiert.
Methoden
Zur Evaluierung der eigenen Ergebnisse wurden die Resultate einer BTX‑A-Injektion bei Anismus untersucht. Im Zeitraum von 2010 bis 2018 wurden alle Patienten in die Analyse mit einbezogen, die aufgrund einer Stuhlentleerungsstörung konservativ mittels Botox behandelt wurden. Es wurde die Patientencharakteristika und der Nachuntersuchungsergebnisse evaluiert.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum wurde bei 28 Patienten eine Beckenboden-Dyssynergie diagnostiziert. Aufgrund der Befundkonstellation mit Stuhlentleerungsstörung und Beckenboden-Dyssynergie wurden bei diesen Patienten insgesamt 38 BTX‑A-Injektionen durchgeführt. Bei 7 Patienten wurde die BTX‑Anwendung bis zu dreimal wiederholt. In gleicher Sitzung wurde bei 4 Patienten eine Fissurektomie erforderlich, bei einem Patienten wurde eine transanale Rektozelen Resektion (STARR-Operation) durchgeführt. Die Nachuntersuchung zeigte in 76 % aller Fälle eine hohe Patientenzufriedenheit. In zwei Fällen fand sich eine passagere Inkontinenz, bei keinem der Patienten bestand eine dauerhafte, höhergradige Inkontinenz nach Botox-Injektion.
Schlussfolgerung
Die BTX‑A-Injektion stellt eine minimal-invasive Maßnahme zur Behandlung der obstruktiven Defäkationsstörung mit Dyssynergie des Beckenbodens dar. Dabei ist die Maßnahme selbst nahezu komplikationslos und verspricht in immerhin 76 % der Fälle eine Beschwerdefreiheit. Eine signifikante Inkontinenz wurde im Rahmen der BTX‑A zu keinem Zeitpunkt beobachtet.