CAR-T-Zelltherapie bringt Lupus in Remission

Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) schlägt häufig nicht an. Eine aktuelle Studie von deutschen Forschenden zeigt, dass eine Krebstherapie den SLE bei vier intensiv vorbehandelten Probandinnen und einem Probanden in Remission versetzen konnte. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die CAR-T-Zelltherapie ist in der Krebsmedizin bereits etabliert, insbesondere zur Behandlung von Lymphomen und Leukämie. „CAR“ steht für „chimärer Antigenrezeptor“. Es handelt sich dabei um eine Immuntherapie, bei der körpereigene T-Zellen entnommen werden. Im Labor wird der CAR in T-Zellen integriert, die chimäre Antigenrezeptoren auf der Zelloberfläche bilden. Anschließend werden sie den Patientinnen und Patienten injiziert. Bei SLE richtet sich die Therapie gegen CD19, ein Protein auf den B-Zellen. In der Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Andreas Mackensen von der Medizinischen Klinik 5 sowie vom Deutschen Zentrum für Immuntherapie (DZI) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wurden vier Frauen und ein Mann mit SLE in ein Arzneimittel-Härtefall-Programm aufgenommen. Die fünf Erkrankten hatten ein medianes Alter von 22 Jahren und eine mediane Krankheitsdauer von vier Jahren. Es lag ein aktiver SLE mit einem Systemic Lupus Erythematosus Disease Activity Index-2000 (SLEDAI-2K) zwischen 8 und 16 vor (der SLEDAI-2K reicht von 0 bis 105, von hoher Aktivität ist ab 6 Punkten auszugehen). Die fünf Probanden zeigten eine Multiorganbeteiligung mit histologisch nachgewiesener Glomerulonephritis sowie eine Beteiligung von Herz, Lunge und Gelenken, nicht aber des zentralen Nervensystems. Gegenüber verschiedenen immunsuppressiven Therapien hatten sich die Patientinnen und der Patient als refraktär erwiesen. Nach der Transduktion der T-Zellen, die mittels Leukozytapherese gewonnen worden waren, wurden diese mit einer Dosis von 1 × 106 CAR-T-Zellen pro kg Körpergewicht reinfudiert. Zuvor waren die Erkrankten mit Fludarabin und Cyclophosphamid behandelt worden. Medikamentenfreie Remission erreicht Die CAR-T-Zellen vermehrten sich in vivo und führten zu einer starken Depletion der B-Zellen. Nach drei Monaten war bei den Patientinnen und dem Patienten eine deutliche Verbesserung der klinischen Symptome inklusive Remission der Organbeteiligung und Normalisierung der Laborwerte zu beobachten. Die SLEDAI-2K-Werte erreichten bei vier von fünf Probanden den Wert 0. Die Remissionskriterien nach den Definitions Of Remission In SLE (DORIS) und dem Lupus Low Disease Activity State wurden drei Monate nach der Behandlung von allen fünf Patienten erfüllt. Außerdem benötigten sie keine zusätzlichen Therapien: Sämtliche immunmodulatorischen und immunsuppressiven Medikamente, einschließlich Glukokortikoide und Hydroxychloroquin, konnten abgesetzt werden. Die medikamentenfreie Remission blieb auch nach einem längeren Follow-up (im Median 8 Monate) bestehen. Sie wurde sogar nach dem Wiederauftreten von B-Zellen, durchschnittlich 110 ± 32 Tagen nach der CAR-T-Zellbehandlung, aufrechterhalten. Trotz der Rückkehr der B-Zellen, entwickelte niemand einen Schub. Unerwünschte Wirkungen der CAR-T-Zelltherapie fielen lediglich mild aus. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass ein CD19-CAR-T-Zelltransfer bei SLE durchführbar, verträglich und hochwirksam ist“, resümieren die Autorinnen und Autoren um Mackensen. Die CAR-T-Zelltherapie sei eine ganz neue therapeutische Möglichkeit zur Kontrolle der SLE-Krankheitsaktivität. Jedoch seien längere Nachbeobachtungen in größeren Patientenkohorten erforderlich, um die dauerhafte Abwesenheit von Autoimmunität und das Abklingen der Entzündung bei Patientinnen und Patienten mit SLE zu bestätigen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist die CAR-T-Zelltherapie wirksam bei Patientinnen und Patienten mit systemischem Lupus erythematodes, die sich gegenüber verschiedenen immunsuppressiven Therapien refraktär gezeigt haben? Antwort: Eine aktuelle Studie an fünf Erkrankten belegt eine gute Wirksamkeit der CAR-T-Zelltherapie mit einer anhaltenden Remission ohne zusätzliche Gaben von Immunsuppressiva. Bedeutung: Die CAR-T-Zelltherapie könnte schon bald eine neuartige Behandlung des SLE darstellen. Einschränkung: Sehr kleine Anzahl von Probanden.

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