Lernziele
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ist Ihnen die Klassifikation des Schweregrades des Keratokonus (KK) nach dem ABCD-Grading-System nach Belin bekannt,
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sind Sie in der Lage, Ihre Patienten fundiert zur stadiengerechten Therapie zu beraten,
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ist es Ihnen möglich, die Indikationen für Kontaktlinsen, Crosslinking und intrastromale Ringsegmente kompetent zu trennen,
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kennen Sie die Indikation zur lamellären oder perforierenden Keratoplastik bei KK,
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können Sie Ihren Patienten eine zeitgemäße chirurgische Therapie des akuten Keratokonus empfehlen.
Einleitung
Stadieneinteilung des Keratokonus
ABCD-Kriterien | A | B | C | D | Stadiengerechte Therapie | |
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Vorderflächenkrümmung (3-mm-Zone) | Rückflächenkrümmung (3-mm-Zone) | Dünnste Pachymetrie | Bestkorrigierter Brillenvisus | Vernarbung | ||
Stadium 0 | > 7,25 mm (< 46,5 dpt) | > 5,90 mm (< 57,25 dpt) | > 490 µm | ≥ 20/20 (≥ 1,0) | − | KL, (CXL) |
Stadium I | > 7,05 mm (< 48,0 dpt) | > 5,70 mm (< 59,25 dpt) | > 450 µm | < 20/20 (< 1,0) | −, +, ++ | KL, CXL, (ICRS) |
Stadium II | > 6,35 mm (< 53,0 dpt) | > 5,15 mm (< 65,5 dpt) | > 400 µm | < 20/40 (< 0,5) | −, +, ++ | KL, CXL, ICRS |
Stadium III | > 6,15 mm (< 55,0 dpt) | > 4,95 mm (< 68,5 dpt) | > 300 µm | < 20/100 (< 0,2) | −, +, ++ | KL, (CXL), ICRS, DALK |
Stadium IV | ≤ 6,15 mm (≥ 55,0 dpt) | ≤ 4,95 mm (≥ 68,5 dpt) | ≤ 300 µm | < 20/400 (< 0,05) | −, +, ++ | DALK, PKP, KS-Plastik |
Therapieoptionen beim Keratokonus
Brille
Kontaktlinsen
Phototherapeutische Keratektomie mittels Excimerlaser
Riboflavin-UVA-Crosslinking
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Zunahme der maximalen Hornhautbrechkraft um ≥ 1 dpt,
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Zunahme des durch die subjektive Refraktion bestimmten Astigmatismus um ≥ 1 dpt,
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Abnahme der Basiskurve der bestsitzenden Kontaktlinse um ≥ 0,1 mm,
Intrakorneale Ringsegmente
Akuter Keratokonus (= kornealer Hydrops)
Perforierende und lamelläre Hornhauttransplantation
Perforierende Keratoplastik
Konzept der Excimerlaser-assistierten perforierenden Keratoplastik
Nachteile der Femtosekundenlaser-assistierten perforierenden Keratoplastik
Lasertyp | Excimer | Femtosekunden |
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„Umständliche Prozedur“ | + | − − |
Zentrierung | + + + | + |
Vermeidung von Deformierung und Kompression | + + + | − − − |
Hoher IOD während der Laseraktion | + + + | − |
Minimierung der Schnittkomplettierung mit Schere | (+) | + + |
Eindeutige Lokalisation der ersten 8 Situationsnähte | + + + | + |
Stabile Vorderkammer während der Naht | + + | + + + |
Möglichkeit einer doppelt fortlaufenden Naht | + + + | + + + |
Keine Notwendigkeit zusätzlicher EKN | + + + | + |
Möglichkeit der Trepanation bei instabiler Kornea | + + + | − − − |
„Deep anterior lamellar keratoplasty“
Parameter | Operation |
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Expulsive Blutung | DALK ≪ PKP |
Endothelzellverlust | DALK < PKP |
Immunreaktionen | DALK ≪ PKP |
Wundstabilität | DALK > PKP |
Astigmatismus | DALK = PKP |
Fadenlockerung | DALK > PKP |
Stromale Vaskularisation | DALK > PKP |
Operationsdauer | DALK ≫ PKP |
Akuter Keratokonus | DALK ⋘ PKP |
Visus | DALK < PKP |
Konzept der Excimerlaser-assistierten „deep anterior lamellar keratoplasty“
Zentrale Korneoskeralplastik
Fazit für die Praxis
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Der Keratokonus (KK) kann heute bereits im „Früheststadium“ diagnostiziert werden und so gut wie kaum eine andere Hornhauterkrankung Erfolg versprechend einer guten stadiengerechten Therapie zugeführt werden.
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Das ABCD-Grading-System nach Belin dient beim KK als leicht zu verinnerlichende Klassifikation zur Bestimmung des Schweregrades und zur Dokumentation der Progression im Verlauf.
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Nach wie vor sind O2-durchlässige, formstabile Kontaktlinsen die erste Wahl zur refraktiven Korrektur des KK.
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Das Crosslinking (CXL) hat heute einen wichtigen Stellenwert bei der Stabilisierung des KK bei nachgewiesener Progression und noch gutem Visus.
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Die Femtosekundenlaser-assistierte ICRS(intrastromale Ringsegmente)-Implantation hat heute eine Nische bei mäßiggradigem Konus, klarer zentraler Hornhaut und Kontaktlinsenintoleranz erobert.
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Bei akutem KK sollte keine Keratoplastik durchgeführt werden, sondern die Verwendung von tief-stromalen Kompressionsnähten mit Lufttamponade (nach dem Erstbeschreiber sog. „Muraine-Nähte“) in Betracht gezogen werden.
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Die DALK („deep anterior lamellar keratoplasty“, bevorzugt Excimerlaser-assistiert) kann eine Option sein, wenn die Descemet-Membran freigelegt wird und damit Visusergebnisse von 0,8 bis 1,0 erreichbar sind.
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Dagegen ist die zentrale runde 8,0- bzw. 8,5-mm-PKP (perforierende Keratoplastik, bevorzugt Excimerlaser-assistiert) mit doppelt fortlaufender Kreuzstichnaht nach Hoffmann heute immer noch State-of-the-Art beim fortgeschrittenen KK (besonders nach akutem KK).
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Bei bilateralem Keratoglobus mit maximaler peripherer kornealer Verdünnung und Skleralkontaktlinsenintoleranz kann die zentrale ~ 12-mm-Korneoskleralplastik eine Ultima Ratio zur partiellen visuellen Restitution darstellen.