Mit Amitriptylin, Dexamethason und Melatonin gegen Tinnitus

Welche pharmakologischen Optionen die Therapiepalette gegen Tinnitus bereithält, haben taiwanische Forscher untersucht. Offenbar gibt es einige Favoriten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Versorgung von Patienten mit Tinnitus greift stark auf unterstützende und psychotherapeutische Maßnahmen zurück. Es gibt freilich auch pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten, um primären Tinnitus – also Tinnitus ohne spezifische Ursache – zu lindern. Wie sie im Vergleich zueinander abschneiden, hat ein Forscherteam aus Taiwan im Zuge einer Netzwerk-Metaanalyse von 36 randomisierten und kontrollierten Studien untersucht. Beteiligt waren 2761 Patienten. Im primären Endpunkt interessierten sich Jiann-Jy Chen von der Prospect-Klinik für HNO-Heilkunde und Neurologie und Mitarbeiter dafür, welche Substanzen die Tinnitusbeschwerden am deutlichsten verbessern. Hier schnitten zentral wirksame Substanzen wie Amitriptylin, Acamprosat und Gabapentin am besten ab, gefolgt von intratympanalen Dexamethason-Injektionen plus oralem Melatonin. In zweiter Linie wollten die Forscher wissen, bei welchen Verbindungen am ehesten mit einem Therapieansprechen zu rechnen ist. Die höchsten Ansprechraten gab es unter Dexamethason-Injektionen/oralem Melatonin, Melatonin plus Sulodexid und oralem Melatonin in Monotherapie. Amitriptylin stand in dieser Kategorie an vierter Position. Was als Therapieansprechen gelten sollte, beruhte auf den jeweiligen Definitionen in den untersuchten Studien. Als Vergleichssubstanz diente in allen Fällen Placebo. Zentral wirksame und antientzündliche Medikamente Für die einzelnen Studien wurden unterschiedliche Messinstrumente und Ergebniskriterien verwendet. Wie in Metaanalysen üblich, wurde die Effektstärke in der vorliegenden Untersuchung mit dem Instrument der standardisierten Mittelwertdifferenz (Standard Mean Difference, SMD) ausgedrückt. Die SMD ist definiert als die Differenz der Mittelwerte etwa zwischen der Verum- und der Kontrollgruppe, dividiert durch die gepoolte Standardabweichung der erzielten Ergebnisse. Das stellt die Vergleiche auf eine einheitliche Grundlage, gibt aber keine absoluten Effekte wieder. Als starker Effekt gilt eine SMD von mindestens 0,8. In diesem Bereich oder sogar darüber lagen die drei genannten Substanzen zur Reduktion der Tinnitusschwere, allen voran Amitriptylin mit einer SMD von 1,0 zugunsten der Tinnitusminderung. „In unserer Netzwerk-Metaanalyse haben wir herausgefunden, dass zentral wirksame pharmakologische Interventionen, etwa mit Amitriptylin, Acamprosat und Gabapentin, sowie antientzündliche Präparate, wie intratympanales Dexamethason zusammen mit oralem Melatonin, mit einer Linderung des Tinnitus und einer verbesserten Ansprechrate im Vergleich zu Placebo assoziiert sind“, resümieren Chen und Mitarbeiter. Die Raten der Therapieabbrüche hätten sich dabei nicht von jenen der Placebokontrollen unterschieden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Präparate versprechen den meisten Erfolg in der Tinnitustherapie? Antwort: Zentral wirksame Substanzen wie Amitriptylin erzielen die stärksten Effekte in der Tinnitusminderung, antientzündliche Maßnahmen wie intratympanale Dexamethason—Injektionen plus orales Melatonin die höchsten Ansprechraten. Bedeutung: Die genannten Substanzen sollten in Situationen, da personalintensive unterstützende oder psychotherapeutische Maßnahmen nicht möglich oder praktikabel sind (Pandemie!), bevorzugt eingesetzt werden. Einschränkung: In den analysierten Studien wurden heterogene Zielkriterien verwendet; der Therapieerfolg, wie etwa die Änderung der Tinnitusschwere, war oft nur subjektiv zu beurteilen.

Springer Medizin

Mit Amitriptylin, Dexamethason und Melatonin gegen Tinnitus

Neu im Fachgebiet HNO

Bilateraler Hörsturz hat eine schlechte Prognose

RRP: Adjuvante HPV-Impfung in jedem Alter empfehlenswert

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Hundehalter mit Luftnot: War es die Katzenminze?

Update HNO