Warum Kinder mit Typ-1-Diabetes öfter in der Klinik landen

Minderjährige mit Typ-1-Diabetes müssen häufiger in eine Klinik als solche ohne – hauptsächlich aufgrund von Ketoazidosen. Aber auch Infekte, Herzkreislauf-, Magen-Darm- und Hauterkrankungen sowie psychische Probleme führen vermehrt zu Klinikaufenthalten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Klinikeinweisungen sind bei Minderjährigen mit Typ-1-Diabetes keine Seltenheit, das Risiko dafür ist Beobachtungsstudien zufolge bis um den Faktor drei erhöht. Ein Gros der Aufnahmen lässt sich auf diabetesbedingte Stoffwechselkomplikationen zurückführen, allen voran eine Ketoazidose. Einer aktuellen Analyse zufolge tragen jedoch auch viele andere Erkrankungen zu der erhöhten Hospitalisierungsrate bei. So ist etwa die Gefahr, aufgrund von Infekten, Problemen mit der Psyche oder der Haut in eine Klinik zu müssen, drei- bis vierfach höher als unter Minderjährigen ohne die Erkrankung. Für ihre Analyse haben Forschende um Dr. Dunya Tomic vom Baker Heart and Diabetes Institute in Melbourne Angaben zu fast sämtlichen Typ-1-Diabetikern Australiens aus den Jahren 2010 bis 2019 ausgewertet und mit denen von Minderjährigen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. Die Angaben zu den Diabeteskranken stammten aus einem nationalen Diabetesregister, die zu den Hospitalisierungen aus einer nationalen Versicherungsdatenbank. Insgesamt konnte das Team um Tomic Angaben zu knapp 46.000 Minderjährigen mit Typ-1-Diabetes im Alter von weniger als 20 Jahren analysieren. Das mediane Alter der Diabeteskranken betrug 14 Jahre, die Diagnose war im Mittel im Alter von knapp neun Jahren gestellt worden, 52% waren männlich. Vierfach erhöhte Rate für infektionsbedingte Klinikaufenthalte Insgesamt kam es in dieser Gruppe innerhalb von zehn Jahren zu mehr als 25.500 diabetesbedingten Klinikaufnahmen bei rund 10.000 Individuen. Fast die Hälfte davon (47%) ließ sich auf Ketoazidosen zurückführen. Von allen Ketoazidose-bedingten Aufnahmen ereigneten sich etwa 15% in den ersten drei Monaten nach der Diagnose. Etwa ein Viertel musste innerhalb eines Jahres erneut wegen dieses Problems in die Klinik. Ein Fünftel der Klinikaufnahmen war durch eine Hyperglykämie bedingt. Das Team um Tomic schaute sich nun die übrigen Gründe für einen Krankenhausaufenthalt genauer an. Dazu verwendete es nur Angaben aus den Bundesstaaten Victoria und Queensland, da diese nur dort genau erfasst worden waren. Von rund 5000 Minderjährigen mit Typ-1-Diabetes wurden in den Jahren 2010–2017 knapp 22.000 Klinikeinweisungen verursacht, davon ließen sich rund 65% auf diabetesbedingte Komplikationen zurückführen. Allerdings war auch das Risiko für einen Klinikaufenthalt aufgrund anderer Erkrankungen deutlich erhöht: Verglichen mit Jugendlichen ohne Typ-1-Diabetes ergab sich eine 4,3-fach erhöhte Rate für einen infektionsbedingten Krankenhausaufenthalt, psychische Probleme führten 3,4-fach, Hautkrankheiten 3,7-fach, Herzkreislaufprobleme 2,5-fach und urogenitale Erkrankungen 2,3-fach häufiger zu Klinikaufnahmen als in der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung. Das Fazit der Ärztinnen und Ärzte um Tomic: Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes benötigen nicht nur ein erfolgreiches Diabetesmanagement. Sie sind auch mehr als andere Minderjährige gefährdet, ernste Komplikationen bei anderen Erkrankungen sowie psychische Störungen zu entwickeln. Dies sollte bei ihrer Betreuung besonders berücksichtigt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was sind die wichtigsten Gründe für Klinikaufenthalte bei Minderjährigen mit Typ-1-Diabetes? Antwort: In erster Linie diabetesbedingte Komplikationen, allen voran eine Ketoazidose. Aber auch viele andere Erkrankungen führen bei Typ-1-Diabetikern zu einem erhöhten Hospitalisierungsrisiko, etwa Infekte, psychische Störungen und Hauterkrankungen. Bedeutung: Minderjährige mit Typ-1-Diabetes sind auch besonders gefährdet, ernste Komplikationen bei anderen Erkrankungen sowie psychische Störungen zu entwickeln. Einschränkung: Reine Datenbankanalyse.

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