Junger Typ-1-Diabetiker, plötzlich im Schlaf gestorben

Dem seltenen, aber gefürchteten Dead-in-Bed-Syndrom, bei dem junge, sonst gesunde Typ-1-Diabetiker während des Nachtschlafs sterben, liegen womöglich hypoglykämisch induzierte Arrhythmien zugrunde. Wie beeinflussen Hypoglykämien von Typ-1-Diabetikern den Herzrhythmus tagsüber und nachts? Eine Arbeitsgruppe um Peter Novodvorsky von der University of Sheffield hat versucht, das zu klären, und in eine Studie zu dieser Frage 37 Typ-1-Diabetiker im Alter von höchstens 50 Jahren einbezogen. Von allen Probanden wurde über vier Tage ein Langzeit-EKG angefertigt, zugleich wurden kontinuierlich die Blutzuckerspiegel gemessen. Auf diese Weise kamen simultane Aufzeichnungen der Herzströme und der Blutglukosekonzentration von insgesamt 2395 Stunden Dauer zustande. Während 159 Stunden herrschte Hypoglykämie (88 Stunden nachts, 71 Stunden tags), 1355 Stunden waren als euglykämisch einzuordnen. Die nächtlichen Unterzuckerungen währten im Median 60 Minuten mit einer Schwankungsbreite von 40 bis 135 Minuten. Tagsüber dauerten die Episoden im Mittel 44 Minuten (30 bis 70 Minuten). Nur 24,1% der nächtlichen und 51,0% der Hypoglykämien während des Tages verliefen symptomatisch. Im Vergleich zu angepassten Phasen mit euglykämischen Blutzuckerspiegeln traten während der Hypoglykämien in der Nacht mehr als sechsmal häufiger Bradykardien auf. Tagsüber war es umgekehrt, Bradykardien waren in den hypoglykämischen Phasen signifikant seltener zu beobachten als in der Euglykämie. Dafür traten hier mehr als doppelt so viele Ektopien auf Vorhofebene auf. Verlängertes QTc, gedehnte Intervalle vom Gipfel bis zum Ende der T-Welle und eine reduzierte T-Wellen-Symmetrie waren sowohl tagsüber wie nachts festzustellen. Gefahr früher Nachdepolarisationen „Mit unseren Befunden vergrößert sich die Menge an Belegen, wonach Hypoglykämien arrhythmogen wirken“, schreiben Novodvorsky und Kollegen. Die vermehrten Bradykardien während der Nacht könnten klinisch insofern relevant sein, als eine verlangsamte Frequenz frühe Nachdepolarisationen begünstigt – deren Inzidenz bei Diabetes und Hypoglykämie ohnehin und unabhängig von der Frequenz erhöht ist. Frühe Nachdepolarisationen wiederum können bei langem QT Torsades de pointes, polymorphe ventrikuläre Tachykardien und Kammerflimmern auslösen. Die Forscher unterstreichen, wie verbreitet Hypoglykämien, asymptomatische zumal, bei den Studienteilnehmern auftraten. Dabei wurden nur jene Episoden berücksichtigt, bei denen der Blutzuckerspiegel für mindestens 20 Minuten unter 3,5 mmol/l (63 mg/dl) verharrte. Arrhythmien waren insgesamt betrachtet selten, die meisten gab es während euglykämischer Phasen, weil diese häufiger waren und länger dauerten. Auf den errechneten Quoten der Inzidenzraten liegt zudem das Gewicht der Daten, die von anfälligeren Individuen stammen. Für eine Analyse gefährdeter Subgruppen – etwa der Gruppe von Patienten mit kardialer autonomer Neuropathie – reichte die Arrhythmiehäufigkeit aber nicht aus.

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