Kinder von Typ-1-Diabetikern: Bewegung erhöht Insulinsensitivität

Möglicherweise können Kinder, die einen Verwandten ersten Grades haben, der an Typ-1- oder Schwangerschaftsdiabetes erkrankt ist, durch regelmäßige körperliche Bewegung die Insulinsensitivität erhöhen, wie die Ergebnisse einer Querschnittsstudie vermuten lassen. An der Studie haben insgesamt 234 Kinder mitgemacht, die Teilnehmer der deutschen TEENDIAB oder der POGO-Studie (Postpartum Outcomes in Women with Gestational Diabetes and their Offspring) waren. Ihre Bewegungsaktivitäten erfassten Kathrin Ungethüm vom Helmholtz-Zentrum München und ihre Kollegen mit zwei unterschiedlichen Akzelerometern: Actibelt® (n = 104) und Actigraph® (n = 130). Die um die Hüfte angelegten Systeme mussten die Kinder mindestens sechs Stunden am Tag an vier aufeinanderfolgenden Tagen sowie an einem Wochenendtag tragen, nicht dagegen nachts. Blutglukose, Insulin und C-Peptid im Blick Nach einem oralen Glukose-Toleranz-Test (OGTT) wurden zu den Zeitpunkten 0, 30, 60, 90 und 120 Minuten die Biomarker Blutglukose, Insulin und C-Peptid gemessen. Außerdem wurden die Blutlipide und Zytokine wie Interleukin 6 und 10 sowie TNF-alpha und Interferon alpha bestimmt. Um die Unterschiede zwischen den beiden Messsystemen auszugleichen, verwendeten die Wissenschaftler in der statistischen Analyse den standardisierten Z-Score: Die ermittelten Werte werden in einen Z-Wert umgerechnet, der eine Standardabweichung angibt. Schließlich wurde die Insulinsensitivität als ISI (Insulin Sensitivity Index) errechnet. Wie die Wissenschaftler berichten, waren 143 Kinder (61,1%) während der Schwangerschaft einer Hyperglykämie ausgesetzt. 91 Kinder (38,9%) hatten einen Vater oder ein Geschwister mit Typ-1-Diabetes. Median waren die Kinder 10 Jahre alt, 19 waren übergewichtig, neun galten als adipös. In beiden Studiengruppen waren die Lipid-, Blutdruck- und HbA1c-Werte sowie der HOMA-Index für Insulinresistenz normal. Median (Interquartilsabstand) lag die mit Actibelt gemessene tägliche Aktivität der Kinder bei 280 Minuten (zwischen 218 und 324 min), die mit ActiGraph gemessene bei 140 Minuten (104–189 min). Aus den Berechnungen auf Basis der gepoolten Daten geht hervor, dass hohe im Vergleich zu geringen Bewegungsaktivitäten mit signifikant niedrigeren Spiegeln von Insulin und C-Peptid während des 2-Stunden-OGTT einhergingen. Der festgestellte Zusammenhang mit niedrigeren Glukosewerten während des Tests war dagegen nicht signifikant. Eine signifikante und anhaltende Assoziation zwischen den körperlichen Aktivitäten der Kinder und dem BMI, Blutdruck und Zytokinspiegel konnten die Wissenschaftler nicht ausmachen. Entlastung der Betazellen Die durchschnittlichen Werte für Insulin, Glukose und C-Peptid während des OGTT lagen bei Kindern, die eine geringe Bewegungsaktivität aufwiesen, zu jedem Messzeitpunkt höher als bei Kindern mit durchschnittlicher oder höchster Aktivität. Schließlich war die Bewegungsaktivität signifikant mit dem Sensitivitätsindex ISI assoziiert, nicht dagegen mit der Insulinresistenz. Die Wissenschaftler werten das als indirektes Zeichen dafür, dass Sport als Therapie auch bei Typ-1-Diabetes hilfreich sein könnte und die Betazellen entlastet, wie es in einer Mitteilung des Helmholtz-Zentrums heißt. Einschränkend weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass durch die vorgegebene Tragedauer der Messsysteme die tatsächliche Bewegungsaktivität der Kinder möglicherweise unterschätzt wurde. Zudem seien Verzerrungen dadurch möglich, dass die Kinder die Kleinstgeräte nicht regelmäßig trugen. Schließlich habe die Studie möglicherweise aufgrund der geringen Anzahl an Teilnehmern nur eine begrenzte Aussagekraft.

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