Erschienen in:
31.05.2021 | Typ-2-Diabetes | Leitthema
Screening und Epidemiologie des Diabetes
Aktueller Stand in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. med. Wolfgang Rathmann, MSPH (USA)
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 5/2021
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Zusammenfassung
Die Anzahl der Menschen mit Diabetes steigt seit Jahrzehnten und wird Prognosen zufolge auch künftig weiter zunehmen. Laut Daten gesetzlicher Krankenversicherungen (GKV) lag im Jahr 2011 in Deutschland eine Diabetesprävalenz (ICD-10 [„Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision“]: E11–E14) von 9,7 % (Frauen: 9,4 %, Männer: 10,1 %) vor. Typ-2- und Typ-1-Diabetes wurden bei 7,5 % bzw. 0,28 % der Versicherten dokumentiert. Die jährliche kumulative Diabetesinzidenz (2012) betrug bei Frauen 1,0 % und bei Männern 1,1 % (insgesamt 1,0 %: 565.040 GKV-Versicherte). Männer erhielten im Durchschnitt 2 Jahre früher eine Typ-2-Diabetes-Diagnose als Frauen (61 vs. 63 Jahre). Über alle Altersgruppen hinweg war das relative Sterberisiko bei Frauen mit Diabetes um das 1,52-Fache erhöht (Männer: 1,56). Menschen mit Diabetes haben im Vergleich zu denjenigen ohne diese Stoffwechselerkrankung weiterhin eine verringerte Anzahl verbleibender gesunder Lebensjahre. Angesichts der hohen individuellen und gesellschaftlichen Belastung erfüllt der Typ-2-Diabetes die Kriterien für Screening. Ein erhöht wahrgenommenes subjektives Krankheitsrisiko ist eine wichtige Voraussetzung für präventives Handeln. Von Personen mit einem anhand von Risikofaktoren erkennbaren hohen Diabetesrisiko wird die individuelle Erkrankungswahrscheinlichkeit grob unterschätzt. Die ärztliche Beratung zum Diabetes kann zu einer realistischeren Einschätzung des eigenen Erkrankungsrisikos beitragen.