Sind Stehen und Gehen das neue Radeln?

Mehr zu stehen und zu gehen statt zu sitzen verbessert Blutzuckerkontrolle und Insulinsensitivität von Diabetikern stärker als ein strukturiertes Sportprogramm auf dem Fahrrad, wie eine niederländische Studie demonstriert hat. Körperliche Bewegung ist ein Eckpfeiler in der Prävention und der Behandlung von Diabetes mellitus. Das empfohlene Pensum, beispielsweise zweieinhalb Stunden pro Woche mäßige bis starke sportliche Belastung, erfüllen aber schon von den Gesunden nur die wenigsten. Dass dies Diabetikern besser gelingt, scheint mit Blick auf mögliche Begleitkrankheiten wie periphere Neuropathie und Muskelschwäche unwahrscheinlich. Eine Forschergruppe um Bernard Duvivier von der Universität Maastricht hat sich daher eine Alternative überlegt, die Diabetikern auch ohne großen sportlichen Aufwand zu besserer Kontrolle ihrer Stoffwechselsituation verhelfen könnte. 19 Probanden mit Typ-2-Diabetes absolvierten für eine entsprechende Studie drei verschiedene Bewegungsregime im randomisierten Cross-over-Design. Im Regime „Sitzen“ durften die Studienteilnehmer täglich nur je eine Stunde ihrer wachen Zeit gehen oder stehen, den Rest – ungefähr 14 Stunden – sollten sie sitzend verbringen. Das Regime „Sport“ ersetzte eine Stunde der Sitzzeit durch Fahrradfahren auf einem Ergometer bei einer Belastung von etwa 80 W. Im Regime „Weniger sitzen“ schließlich mussten die Probanden zwei Stunden gehen und drei Stunden stehen statt in dieser Zeit zu sitzen. Vorteile für „Weniger sitzen“ Die Regime liefen über jeweils vier Tage. Während dieser Spanne wurde 24-stündig der Blutzucker gemessen. Am fünften Tag nahm man den Probanden Blut ab, wobei anhand der Glukose- und Insulinkonzentration über ein homöostatisches Modell-Assessment (HOMA2-IR) die Insulinresistenz abgeschätzt wurde. Die Ergebnisse sprachen für „Weniger sitzen“. Im Vergleich zum Regime „Sitzen“ war hier die Fläche unter der Kurve, welche die 24-Stunden-Glukose-Konzentration beschrieb, signifikant kleiner. Die Insulinresistenz nahm ebenso deutlich ab wie die Zeitspanne pro Tag, in der die Probanden sich im Zustand der Hyperglykämie befanden. Solche signifikanten Erfolge zog das Strampeln auf dem Ergometer nicht nach sich. Statistisch bedeutsam war hier lediglich der Abfall der Glukosekonzentration in Richtung Hypoglykämie während der Belastung. „Die Zeit zu reduzieren, die Patienten mit Diabetes Typ 2 im Sitzen verbringen, könnte die Glykämiekontrolle und die Insulinsensitivität verbessern“, resümieren Duvivier und Mitarbeiter. Dahinter steht die Hoffnung, dass Patienten diese Vorgabe leichter durchhalten als ein strukturiertes Sportprogramm. Allerdings lag die im Regime „Weniger sitzen“ absolvierte Zahl täglicher Schritte immerhin bei rund 17.500 und damit deutlich über den 6500–8000 Schritten, die bei Diabetikern in früheren Studien gezählt worden sind.

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