Erschienen in:
14.02.2020 | Originalien
Unfallgeschehen verbeamteter rheinland-pfälzischer Lehrkräfte
Eine Analyse von Unfallmeldeformularen der Schuljahre 2012/2013 und 2013/2014
verfasst von:
Dr. rer. physiol. Matthias Claus, M.A. M.Sc., Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel, Dr. rer. soc. Kathrin Bogner, M.A. M.Sc.
Erschienen in:
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Ziel der Studie
Unfälle können neben direkten Auswirkungen auf den Verunfallten auch den Arbeitgeber und Arbeitskollegen betreffen, welche den Ausfall von Arbeitskraft kompensieren müssen. Bei Lehrkräften kann dies die Übernahme von Vertretungsstunden oder Unterrichtsausfall bedeuten. Unfälle von Lehrkräften wurden in Deutschland bisher eher selten wissenschaftlich untersucht. Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, das Unfallgeschehen rheinland-pfälzischer Lehrkräfte zu beschreiben. Es wird gezeigt, wer von Unfallereignissen betroffen ist, was die Unfälle auslöst, zu welchem Zeitpunkt und an welchen Orten die Unfälle stattfinden und welche gesundheitlichen Folgen die Unfälle haben. Darüber hinaus werden Faktoren analysiert, die mit einer nachfolgenden Dienstunfähigkeit in Zusammenhang stehen.
Methodik
Die verwendeten Daten basieren auf Unfallmeldeformularen, welche in den Schuljahren 2012/2013 und 2013/2014 an das Institut für Lehrergesundheit in Mainz gesendet wurden. Einschlusskriterium war, dass sich der Unfall an einer öffentlichen rheinland-pfälzischen Schule ereignete und es sich bei dem Verunfallten um eine verbeamtete Lehrkraft handelte. Zum Vergleich der Unfallzahlen zwischen verschiedenen soziodemographischen Gruppen unter Berücksichtigung der Grundgesamtheit werden modifizierte Tausend-Mann-Quoten berechnet. Poisson-Regressionsmodelle werden zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen unfallspezifischen Faktoren und Dienstunfähigkeit verwendet.
Ergebnisse
In den beiden Schuljahren wurden 847 Unfälle gemeldet. Die höchsten Unfallquoten ergaben sich für Lehrkräfte an Förderschulen und Realschulen plus; Frauen und jüngere Lehrkräfte waren etwas häufiger von Unfällen betroffen. Sporthalle/Sportplatz (27,0 %) und Unterrichtsraum (18,5 %) waren die häufigsten Unfallorte, Stürze der häufigste Unfallhergang (44,5 %). Die Unfälle resultierten mehrheitlich in Prellungen (30,9 %) und Zerreißungen (27,9 %). Eine Dienstunfähigkeit ergab sich in 41,1 % aller Fälle, stationäre Krankenhausaufenthalte waren selten (6,1 %). Es zeigte sich ein höheres Dienstunfähigkeitsrisiko bei zunehmendem Alter, Unfällen auf der Treppe oder im Sportbereich, Sturzunfällen, Beteiligung der unteren Extremitäten oder des Brust‑/Bauchbereichs, sowie bei Zerreißungen, Distorsionen und Frakturen.
Schlussfolgerung
Die Untersuchung von Hintergründen von Unfällen ist wichtig, um Unfallschwerpunkte zu identifizieren und Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen aufzuzeigen.