Zusammenfassung
Nach Primärbefall der Lunge und des Darms durch Tuberkuloseerreger (meist M. tuberculosis, M. bovis) kann sich postprimär eine Urogenitaltuberkulose (UGT) entwickeln; die Latenzzeit beträgt durchschnittlich 30 Jahre. Bei der Organmanifestation unterscheidet man zwischen einer vorwiegend renalen (Urotuberkulose) oder vorwiegend genitalen Verlaufsform (Genitaltuberkulose). Chronisch rezidivierende therapieresistente Harnblasenbeschwerden, Epididymitis, Prostatabeschwerden, Flankenschmerzen, Fieber und/oder eine chronische „abakterielle“ Leukozyturie können hinweisend auf eine Erkrankung an UGT sein. 20% der Fälle mit UGT sind jedoch beschwerdefrei. Diagnostik und Differenzialdiagnostik erfolgen neben bildgebenden Verfahren (Röntgenbild der Lunge, Ausscheidungsurogramm, seltener Schnittbildverfahren) durch Laboruntersuchungen (Erregernachweis aus dem Urin und Genitalsekreten, PCR auf Mycobacterium-tuberculosis-Komplex) und/oder durch histologische Gewebeuntersuchungen in Kombination mit PCR. An Stelle des Tuberkulintests kommen auch neuere immunologische Verfahren zum Einsatz. Die medikamentöse Therapie der UGT erfolgt initial durch die Gabe von 3–4 Antituberkulotika (überwiegend Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol) über insgesamt 6–12 Monate (2–3 Monate 3- bis 4-fach, danach 2-fach). Zusätzliche operative Eingriffe sind heute meistens zur Behandlung von Folgezuständen der UGT erforderlich, am häufigsten erfolgt eine Nephrektomie.