Lebensbedrohliches Leberhämatom nach Stoßwellentherapie

Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie ist eine relativ komplikationsarme Form, Nierensteine zu behandeln. Über eine lebensgefährliche Ausnahme berichten US-Urologen. Die 25-jährige Patientin verfügt über eine komplexe urologische Anamnese. Sie hat wiederholte Eingriffe am rechten Ureter und Nierenbecken sowie eine Ureteroneozystostomie nach einer iatrogenen distalen Ureterstriktur, rezidivierende Harnwegsinfekte und auch eine erste Episode mit Nierensteinen während einer Schwangerschaft durchgemacht. Nun ist sie erneut mit intermittierenden rechtsseitigen Flankenschmerzen in einer Klinik vorstellig geworden. Die Computertomografie zeigt multiple Nierenkonkremente. Die Frau entscheidet sich für eine Stoßwellentherapie, die auch erfolgreich verläuft: Die Konkremente sind am Ende gut fragmentiert. Und so wird die Patientin nach Hause entlassen. Doch schon ein paar Stunden später kommt sie zurück in die Notaufnahme. Sie hat heftige abdominelle Schmerzen rechts, auch die rechte Schulter schmerzt. Ihr Hämoglobinwert ist von zuvor 15,0 g/dl auf 10,6 g/dl gefallen. Das kontrastverstärkte CT zeigt ein großes subkapsuläres hepatisches Hämatom, das 12,7 x 9,8 x 16,1 cm misst, die Leber komprimiert und sich in die rechte parakolische Rinne ausbreitet. Ein Kontrastextravasat ist nicht zu erkennen. Die junge Patientin wird mit Anzeichen eines hämorrhagischen Schocks auf die Intensivstation verlegt, wo sie zwei Blutkonserven erhält. Doch das Hämoglobin fällt weiter. Während der folgenden drei Tage werden ihr weitere sieben Erythrozytenkonzentrate, Frischplasma und eine Einheit Blutplättchen transfundiert. Weil der Hämoglobinwert noch immer nach unten tendiert, entscheiden sich die Ärzte – fehlendes Extravasat hin oder her – am vierten Tag für eine viszerale Arteriografie. Doch die hepatischen Äste scheinen dicht zu sein. Der interventionelle Radiologe traut der Sache aber nicht und nimmt schließlich eine Embolisation von Ästen der Arteria hepatica dextra vor. Stabilisierung nach Embolisation Nach dieser Maßnahme stabilisiert sich der Hämoglobinwert, weitere Konserven werden nicht benötigt. Am neunten Tag kann die Patientin entlassen werden. Kontroll-CTs zeigen einen Rückgang des Hämatomvolumens, acht Monate nach dem Ereignis ist noch ein Rest von 4,2 x 4,5 cm festzustellen. Im einjährigen Follow-up treten weder Harnwegsinfekte noch neue Steinepisoden auf. Empfehlung der Redaktion Themenseite Urologische Notfälle Urosepsis, Steinkolik oder akutes Skrotum: Notfälle in der Urologie sind vielfältig. Auf dieser Themenseite finden Sie Übersichtsarbeiten zu verschiedenen Notfall-Indikationen, lehrreiche Kasuistiken und mehr. Über den Fall berichtet haben die Urologen Jeffrey Budzyn und David Leavitt vom Henry Ford Health System in Detroit. Sie betonen, es handle sich dabei um eine absolute Rarität. In ihren Literaturreferenzen findet sich nur ein weiterer Fall, in dem nach Stoßwellentherapie ein Leberhämatom aufgetreten war. Das liegt indessen schon 14 Jahre zurück. Verglichen mit anderen Optionen sei die Stoßwellentherapie von Nierensteinen die Methode mit der geringsten Morbidität und den wenigsten Komplikationen, schreiben Budzyn und Leavitt. Die Rate liege niedriger als 6%. Am häufigsten sind laut Aussage der Urologen transiente Makrohämaturien, Flankenschmerzen, Harnwegsinfekte und die Bildung von Steinstraßen. Symptomatische subkapsuläre renale Hämatome treten bei schätzungsweise 1,5% der Patienten auf. Risikofaktoren dafür sind unkontrollierte Hypertonie, Diabetes, koronare Herzkrankheit und Adipositas. Die damit einhergehenden vaskulären Veränderungen könnten das Blutungsrisiko erhöhen. Wann immer nach einem Stoßwelleneinsatz starke abdominelle Schmerzen auftreten, sollte man an eine Organverletzung denken, vor allem von Nieren, Milz und Leber, so Budzyn und Leavitt. Die Schwelle zur abdominellen Bildgebung sei dabei niedrig anzusetzen.

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