Wie häufig beeinträchtigen PPI die Krebstherapie?

Rund 26% der Krebspatienten haben in einer französischen Untersuchung angegeben, Protonenpumpeninhibitoren (PPI) einzunehmen. In vielen Fällen könnte das zulasten der Krebstherapie gehen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Tyrosinkinasehemmer, Immun-Checkpoint-Inhibitoren, aber auch Zytostatika wie Capecitabin sind in ihrer Resorption vom pH des Magens und der Zusammensetzung des Darmmikrobioms abhängig. Daher liegt es nahe, dass die Bioverfügbarkeit von oralen Medikamenten in der Krebstherapie durch die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) beeinflusst wird. Jean-Luc Raoul vom Institut de Cancérologie de l’Ouest in Saint-Herblain hat zusammen mit Kollegen in einer Querschnittstudie nachgeprüft, wie verbreitet die PPI-Einnahme bei 872 Patienten von vier französischen Krebszentren war. Insgesamt nahmen rund 26% der Krebspatienten PPI ein, die meisten von ihnen (71%) taten das regelmäßig. Epigastrische oder retrosternale Schmerzen bzw. Ulzera der Speiseröhre oder des Magens waren die Gründe dafür, jeder Siebte schluckte die Präparate präventiv. Mit der Einnahme assoziierte Faktoren Zu den Faktoren, die mit der PPI-Einnahme assoziiert waren, gehörten ein höheres Lebensalter, ein höherer Wert im Status der Eastern Cooperative Oncology Group, was einen schlechteren Gesundheitszustand anzeigt, ein fortgeschritteneres Tumorleiden und Hormontherapien. Auch die Art des Primärtumors hatte einen Einfluss, wobei Tumoren der Thoraxregion vor gastrointestinalem, urologischem und gynäkologischem Krebs rangierten. Empfehlung der Redaktion Tyrosinkinaseinhibitoren – Themenseite Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) sind eine Säule der Krebsbehandlung innerhalb der zielgerichteten Therapien. Bei der Entstehung von Tumorerkrankungen können dysregulierte Tyrosinkinasen eine Rolle spielen. Werden sie spezifisch per TKI gehemmt, kann die Tumorerkrankung behandelt werden. Unsere Themenseite befasst sich mit dieser Art der Medikation. Von den Patienten, die Tyrosinkinaseinhibitoren erhielten, griff jeder dritte zu PPI, wie auch knapp jeder fünfte unter oraler Chemotherapie. Beschränkte man die Analyse auf Patienten mit Therapien, deren Wirksamkeit nachweislich durch PPI eingeschränkt wird, ergab sich eine Häufigkeit der PPI-Einnahme von insgesamt 29%. Darunter waren 5 von 21 Patienten mit Capecitabin, 5 von 9 Patienten mit Sunitinib, 2 von 3 mit Cabozantinib, 1 von 5 mit Pazopanib, 1 von 1 mit Gefitinib, 1 von 2 mit Erlotinib, 1 von 3 mit Sorafenib und 23 von 90 mit Checkpointhemmern. Raoul und Kollegen raten Onkologen, sich aktiv nach dem PPI-Gebrauch ihrer Patienten zu erkundigen und die Mittel zu substituieren: „Indirekte Arzneiinteraktionen, etwa eine schlechtere Resorption von Tyrosinkinasehemmern oder Capecitabin sowie Veränderungen des Darmmikrobioms, sind mit einem reduzierten Nutzen dieser Medikamente für das Überleben der Patienten assoziiert.“ Sodbrennen und epigastrische Schmerzen sollten mit Antazida oder H2-Antagonisten behandelt werden. Tyrosinkinaseinhibitoren müssten dabei zwei Stunden vor oder zehn Stunden nach den H2-Antagonisten eingenommen werden. Patienten, für die ein PPI obligat sei, müssten Tyrosinkinasehemmer morgens zwei Stunden vor dem PPI oder zusammen mit einem sauren Getränk schlucken. Für Patienten unter einer Therapie mit Checkpointhemmern seien Antazida die beste Option. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig beeinflusst die Einnahme von Protonenpumpenhemmern die Krebstherapie? Antwort: Knapp 30% der Patienten, die mit Tyrosinkinase- oder Checkpointhemmern bzw. Capecitabin gegen ein Krebsleiden behandelt werden, nehmen gleichzeitig Protonenpumpenhemmer ein. Das kann die Wirkung der Onkologika einschränken. Bedeutung: Ärzte sollten die Medikation von Krebspatienten gezielt auf die Einnahme von Protonenpumpenhemmern überprüfen und die Mittel gegebenenfalls substituieren. Einschränkung: Nicht alle infrage kommenden Patienten und Ärzte haben sich an der Studie beteiligt.

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