Frühes Zervixkarzinom: Konisation mit therapeutischer Wirkung

Wird bei Frauen mit frühem Zervixkarzinom vor der radikalen Hysterektomie eine Konisation durchgeführt, sinkt gemäß einer Studie aus Italien die Notwendigkeit adjuvanter Therapien sowie das Risiko, innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Rezidiv zu erleiden. Die Überlebenschancen steigen leider nicht. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ob sich das onkologische Outcome von Patientinnen mit frühem Zervixkarzinom verbessern lässt, wenn der radikalen Hysterektomie eine Konisation vorgeschaltet wird, lässt sich bislang nicht beantworten. Hinweise, die für einen Nutzen sprechen, gibt es zwar, aber keine ausreichende Evidenz. Onkologen aus Italien sind dieser Frage in einer multizentrischen retrospektiven Beobachtungsstudie nachgegangen und konnten zumindest für das krankheitsfreie Überleben (DFS) und die Notwendigkeit einer adjuvanten Therapie einen positiven Effekt nachweisen. In ihrer Studie berücksichtigten die italienischen Wissenschaftler rund 400 Frauen mit einem frühen Zervixkarzinom (FIGO-2009-Stadium IB 1), die in den Jahren 2004 bis 2019 hysterektomiert worden waren. Nach einem Propensitiy-Score-Matching in Bezug auf die Kriterien Tumorgröße und Lymphgefäßeinbrüche (LVSI) generierten sie zwei Gruppen mit je 166 Probandinnen. Die Patientinnen der einen Gruppe waren vor der radikalen Hysterektomie mit einem elektrochirurgischen Verfahren konisiert worden, die anderen nicht. Empfehlung der Redaktion Zervixkarzinom – Themenseite Was ist der Stand bei der Prävention des Zervixkarzinoms und welche Therapien werden aktuell diskutiert? Auf unserer Themenseite finden Sie sowohl Handlungsempfehlungen, CME-Kurse oder Kasuistiken als auch Meldungen zu aktuellen Studien und zukunftsträchtigen Therapien. Bei den meisten Patientinnen (96,1%) waren bei der Hysterektomie auch die pelvinen Lymphknoten entfernt und bei 36 Frauen ein positiver Lymphknotenstatus bestätigt worden. Adjuvant mit einer Strahlen- oder Chemostrahlentherapie behandelt wurden 114 Frauen. Nach median 42 Monaten hatten 45 Frauen ein Rezidiv erlitten und 14 waren gestorben. Konisation senkt Rückfallrisiko Frauen, die vor der radikalen Hysterektomie konisiert worden waren, mussten im Anschluss seltener adjuvant therapiert werden und wiesen ein besseres 5-Jahres-DFS auf als Frauen ohne Konisation (5-Jahres-DFS: 89,8% vs. 80,0%). Unterschiede beim Gesamtüberleben fanden sich jedoch nicht (5-Jahres-OS: 97,1% vs. 91,4%). Als unabhängige Faktoren für ein höheres Rückfallrisiko identifizierten die Onkologen einen Tumordurchmesser über 20 mm sowie eine fehlende Konisation vor Hysterektomie. Für das Gesamtüberleben hingegen war lediglich der Tumordurchmesser entscheidend. Mehr als ein diagnostisches Instrument Bei Patientinnen mit frühem Zervixkarzinom war die Konisation vor radikaler Hysterektomie mit einem geringeren Rückfallrisiko verbunden, ohne die perioperativen Risiken der Hysterektomie zu erhöhen, so das Resümee der Onkologen aus Italien. Keinen Einfluss hatte die Konsiation auf das Gesamtüberleben. Als interessanten Aspekt heben die Forscher hervor, dass bei rund 86% der konisierten Frauen die entnommenen Gewebekegel positive Schnittränder aufwiesen, aber bei der nachfolgenden Hysterektomie nur bei der Hälfte dieser Frauen ein Tumorresiduum nachweisbar war. Das spreche dafür, dass die elektrochirurgische Kauterisation des konisationsbedingten Wundbettes flache Tumorresiduen wirksam zerstören könnte. Die Onkologen fordern, der Bedeutung der Konisation für das Outcome der Patientinnen in weiteren Studien nachzugehen, um eventuell das operative Vorgehen individuell anpassen zu können. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben Frauen mit frühem Zervixkarzinom, die vor der radikalen Hysterektomie konisiert werden, eine günstigere Prognose? Antwort: Die Konisation ist ein unabhängiger Faktor für das 5-Jahres-DFS, nicht aber für das 5-Jahres-OS. Bedeutung: Bei Zervixkarzinomen unter 4 cm ist die Konisation vor der Hysterektomie nicht nur ein diagnostisches Instrument, sie scheint auch therapeutisch wirksam zu sein. Einschränkung: Retrospektives Studiendesign birgt Risiko eines Selection-Bias.

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