Zervixkarzinomtherapie mit Pembrolizumab: Die Lebensqualität leidet nicht

In der KEYNOTE-826-Studie konnte die zusätzliche Gabe von Pembrolizumab zur Chemotherapie das Gesamt- und progressionsfreie Überleben von Patientinnen mit Zervixkarzinom verbessern. Doch wie sieht es mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität aus? Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Nicht nur im Rahmen der etablierten Radiochemotherapie, sondern auch in der metastasierten Situation und im Rezidiv gibt es unterschiedliche medikamentöse Behandlungsoptionen für Patientinnen mit Zervixkarzinom. Bereits im Jahr 2021 konnte der PD-1-Checkpointinhibitor Pembrolizumab plus Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab seine Wirkung unter Beweis stellen. In der randomisierten, doppelblinden KEYNOTE-826-Studie an 151 Zentren weltweit, wurde seine Wirksamkeit bei Patientinnen mit persistierendem, rezidiviertem oder metastasiertem Gebärmutterhalskrebs getestet. Alle Patientinnen erhielten zwischen November 2018 und Januar 2020 eine platinbasierte Chemotherapie in Form von Cisplatin oder Carboplatin plus Paclitaxel. Einigen Frauen wurde darüber hinaus noch Bevacizumab verabreicht. Die Patientinnen wurden 1:1 in zwei Gruppen randomisiert: 308 Frauen erhielten zusätzlich zu den Zytostatika Pembrolizumab (200 mg alle drei Wochen), 309 Patientinnen zusätzlich Placebo (ebenfalls alle drei Wochen). Die Studiengruppe um Bradley J. Monk von der University of Arizona College of Medicine in Phoenix machte sich nun daran, die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) der Probandinnen zu untersuchen. Um die von den Patientinnen berichteten Ergebnisse (patient reported outcomes, PRO) zu ermitteln, verwendeten sie drei unterschiedliche Hilfsmittel: den EORTC Quality-of-Life-Core 30 (QLQ-C30), das EORTC-Modul Zervixkarzinom (QLQ-CX24) und die visuelle Analogskala EuroQol-5 Dimension-5 Level (EQ-5D-5L), die jeweils vor der Medikamentengabe in den Therapiezyklen 1–14 und danach in jedem zweiten Zyklus erhoben wurden. Der EORTC QLQ-C30 ist ein PRO-Instrument, speziell für Krebspatienten, mit 30 Items zur Selbstauskunft. Es bewertet körperliche, funktionelle, emotionale, kognitive und soziale Funktionen, neun Symptomskalen (Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen, Dyspnoe, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Obstipation, Diarrhö und finanzielle Schwierigkeiten) und die Lebensqualität mit globalem Gesundheitszustand (GHS-QoL). Alle Subskalen haben einen Punktewertbereich von 0 bis 100. Beim EORTC QLQ-CX24 handelt es sich um ein zervixkarzinomspezifisches Modul, das sich mit 24 Items den Beschwerden und Einschränkungen der Patientinnen widmet. Der EORTC QLQ-CX24 enthält dabei hauptsächlich Fragen zu urologischen, gastrointestinalen und vaginalen Symptomen, zur Körperwahrnehmung sowie zu sexuellen Funktionsbeeinträchtigungen. Mit dem EQ-5D-5L schließlich werden Gesundheitszustand und Lebensqualität der Patientinnen unabhängig von der vorliegenden Erkrankung beurteilt. Er beinhaltet auch eine visuelle Analogskala (VAS). PRO sprechen für Pembrolizumab Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Monk konnten zeigen, dass das signifikant verbesserte Gesamt- und progressionsfreie Überleben mit Pembrolizumab nicht mit einer Verschlechterung der HRQoL einherging. Obwohl es in beiden Behandlungsgruppen nur minimale Veränderungen der QLQ-C30-GHS-QoL-Werte vom Ausgangswert bis zur 30. Woche gab, fielen die mittleren QLQ-C30-GHS-QoL-Ergebnisse im Verlauf der Studie häufig zugunsten der Patientinnen unter Pembrolizumab gegenüber denen unter Placebo aus. Die kleinste quadratische mittlere Veränderung des QLQ-C30-GHS-QoL-Scores von Studienbeginn bis Woche 30 betrug −0,3 Punkte in der Pembrolizumab-Gruppe und −1,3 Punkte in der Placebo-Gruppe. Zudem gab es wenig Hinweise auf Unterschiede zwischen den Studienarmen bei den QLQ-C30-Werten für die körperliche Funktionsfähigkeit, den EQ-5D-5L-VAS- und den QLQ-CX24-Subskalenwerten. Die Mittelwerte der QLQ-CX24-Subskalen für die meisten zervixkarzinomspezifischen Symptome, wie etwa ein Lymphödem oder Wechseljahresbeschwerden, verbesserten sich in beiden Behandlungsgruppen gegenüber dem Ausgangswert oder blieben zumindest unverändert. Eine Ausnahme stellte die periphere Neuropathie dar, die sich in beiden Studienarmen verschlechterte. Das mediane Follow-up lag bei 22 Monaten. In Woche 30 wurde der QLQ-C30 von 199 (69%) der 290 Patientinnen in der Verum-Gruppe und von 168 (57%) der 297 Frauen in der Vergleichsgruppe ausgefüllt; die Compliance betrug 199 (94%) von 211 bzw. 168 (90%) von 186. Die mediane Zeit bis zur relevanten Verschlechterung („time to detoration, DDT) wurde in puncto GHS-QoL mit Pembrolizumab nicht erreicht, mit Placebo waren es 12,9 Monate. 42% der Patientinnen in der Pembrolizumab- gegenüber 29% der Placebo-Gruppe berichteten zu irgendeinem Zeitpunkt während der Studie von einer verbesserten GHS-QoL. Das Fazit der Autorinnen und Autoren um Monk fällt eindeutig aus: „Insgesamt unterstützen die Ergebnisse dieser PRO-Analyse den Einsatz von Pembrolizumab plus Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab als neue Standardtherapie bei persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Gebärmutterhalskrebs.“ Empfehlung der Redaktion Zervixkarzinom – Themenseite Was ist der Stand bei der Prävention des Zervixkarzinoms und welche Therapien werden aktuell diskutiert? Auf unserer Themenseite finden Sie sowohl Handlungsempfehlungen, CME-Kurse oder Kasuistiken als auch Meldungen zu aktuellen Studien und zukunftsträchtigen Therapien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie fällt die Lebensqualität der Patientinnen mit persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Zervixkarzinoms aus, die eine Therapie mit Pembrolizumab vs. Placebo plus Chemotherapie erhalten haben? Antwort: In der KEYNOTE-826-Studie war die Verbesserung des Gesamt- und progressionsfreien Überlebens durch Pemprolizumab nicht mit einer Verschlechterung der Lebensqualität verbunden. Bedeutung: Die Ergebnisse sprechen für einen neuen Behandlungsstandard mit der Zusatzgabe von Pembrolizumab bei fortgeschrittenem Zervixkarzinom. Einschränkung: Die verwendeten HRQoL-Messinstrumente wurden nicht für die Bewertung bei Patientinnen entwickelt, die Immuncheckpoint-Inhibitoren erhalten.

Springer Medizin

Zervixkarzinomtherapie mit Pembrolizumab: Die Lebensqualität leidet nicht

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Adjuvante Brustkrebstherapie: Doppelt hält besser

Manche Gestagene können das Risiko für Meningeome erhöhen

Einladung zum PSA-Screening senkt die Krebssterblichkeit

Chemotherapie mit Hindernissen

Update Onkologie