Erschienen in:
01.12.2014 | Leitthema
Definition und Beschreibung von Vernachlässigung im Kindes- und Jugendalter
verfasst von:
Dr. S. Sierau, L. Resch, A. Michel, J. Horlich, S. Dehmel, N. Tsapos, M. Binser, M. Kurz-Adam, L.O. White
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Obwohl die Vernachlässigung im Kindes- und Jugendalter zu den am häufigsten berichteten Misshandlungsformen in der Kindheit zählt, gibt es immer noch Unklarheiten hinsichtlich der genauen Beschreibung und Nosologie.
Ziel der Arbeit
Anliegen des vorliegenden Beitrags ist es, Empfehlungen für eine umfassende Charakterisierung von Vernachlässigung und deren Subtypen zu geben, Besonderheiten der Definition und Auftrittshäufigkeit aufzuzeigen und diese von anderen Misshandlungsformen abzugrenzen.
Material und Methode
Der Beitrag fasst die aktuelle Forschungsliteratur und erste vorläufige deskriptive Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt Analyzing pathways from childhood maltreatment to internalizing symptoms and disorders in children and adolescents (AMIS) zur Häufigkeit von Vernachlässigung in einer durch das Leipziger Amt für Jugend, Familie und Bildung rekrutierten Stichprobe 4- bis 16-jähriger Kinder mit Misshandlungshintergrund zusammen. Die Misshandlungserfahrung wurde im standardisierten Interview mit der Bezugsperson und anhand von Akteneinsicht mithilfe des Maltreatment Classification System (MCS) ausgewertet.
Ergebnisse
Emotionale und körperliche Vernachlässigung stellen die am häufigsten vorkommenden Formen von Vernachlässigung innerhalb dieser Jugendamtsstichprobe dar. Dabei ist emotionale Vernachlässigung aufgrund unscharfer Kriterien als besonders schwierig zu erfassen.
Schlussfolgerung
Eine möglichst objektive und mehrdimensionale Erfassung von Vernachlässigung, die neben dem Schweregrad und dem Verursacher die Auftrittshäufigkeit, -dauer und das Entwicklungsalter des Kindes berücksichtigt, ist wesentlich für eine effektive Intervention.