„Deine Sprache verrät Dich …“ – eine psycholinguistische Analyse der Antrittsreden von Barack Obama und Donald Trump

Der individuelle Gebrauch der Sprache verbirgt komplexe kognitiv-emotionale Befunde und sagt viel über die Persönlichkeit des Sprechers und seine aktuelle psychomentale Verfassung aus. Mittels der im Rahmen der Psychotherapieforschung entstandenen Resonating Minds Theory und dem Zyklusmodell nach Mergenthaler lassen sich in Textquellen die psychoemotionalen Regulationsvorgänge des Sprechers abbilden. In dieser Arbeit wird nun die Antrittsrede des amerikanischen Präsidenten Donald Trump analysiert und der seines Amtsvorgängers gegenübergestellt. In der Rede von Obama sind hochemotionale Momente auffindbar, neben mehreren Momenten emotional-kognitiver Integration, ebenso ruhige Passagen („relaxing“). Im Unterschied dazu wechselt die Rede Trumps zwischen Phasen hoher Emotionalität oder hoher Abstraktion ohne Phasen, in denen Emotionen und abstrakte Überlegungen integriert werden würden. Die Ergebnisse werden diskutiert in Bezug auf die psychoanalytische Sichtweise der prognostischen Qualität des Erstinterviews, klinische Gruppen und eine entsprechend analysierte Rede des 28. Präsidenten der Vereinigten Staaten Woodrow Wilson, dessen Persönlichkeit das Thema einer von Sigmund Freud mitverfassten psychologischen Analyse gewesen ist.