Bluttest unterscheidet zwischen Alzheimer und anderen Demenzen

Mit einem Bluttest lässt sich klar erkennen, ob eine Alzheimerdemenz oder eine andere Demenzform vorliegt. In einer Studie gelang die Differenzierung über den Nachweis bestimmter Tau-Formen mit einer Genauigkeit von mehr als 90%. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Kommerzielle Bluttests auf eine Alzheimerdemenz sind noch immer nicht verfügbar, obwohl es vor drei Jahren einem Forscherteam gelungen ist, Beta-Amyloid-Fragmente im Serum zu identifizieren und darauf basierend einen sehr genauen Test zu validieren. Allerdings wird dabei ein für die Praxis wenig geeignetes massenspektroskopisches Verfahren verwendet. Seither sind Forscher auf der Suche nach ebenso genauen, aber massentauglichen Verfahren. Beta-Amyloid scheint sich dafür jedoch weniger zu eignen – die Serumwerte sind zu gering oder korrelieren nur unzureichend mit den Ablagerungen im Gehirn. Als Alternative bietet sich der Nachweise von Tau-Protein an, dieser ist leichter mit etablierten Standard-Screening-Verfahren möglich. Tau-Protein ist zwar nicht sehr spezifisch für Morbus Alzheimer, bestimmte Tau-Formen hingegen schon. Da die Tau-Pathologie erst bei manifesten kognitiven Defiziten einsetzt, eignen sich Tau-Tests vermutlich nicht besonders gut zur Frühdiagnostik, könnten aber die Differenzialdiagnostik erleichtern. Darauf zielt auch eine aktuelle Arbeit von Neurologen um Dr. Elisabeth Thijssen vom Weill Institute for Neurosciences in San Francisco. Ihnen gelang es, über den Nachweis phosphorylierter Tau-Formen (pTau) Alzheimerpatienten von Gesunden mit einer Genauigkeit von 98% und von Patienten mit frontotemporaler Lobärdegeneration (FTLD) mit einer Genauigkeit von 91% abzugrenzen. Ersteres kann man sich in der Praxis natürlich sparen, Letzteres könnte aber zur genauen Diagnose interessant sein. Für den Nachweis verwendeten die Forscher ein in der Labordiagnostik etabliertes Elektrochemolumineszenzverfahren. Die Neurologen haben retrospektiv Blutproben von 593 Teilnehmern eines groß angelegten Biomarker-Projekts an der Universität San Francisco auf pTau 217 und pTau 181 untersucht. Knapp 20% der Teilnehmer waren kognitiv unauffällig, 13% hatten auf Basis von klinischen Befunden, Bildgebungsdaten, Liquoranalysen oder pathologischen Untersuchungen eine Diagnose aus dem Alzheimerspektrum (Alzheimerdemenz, logopenische Variante der primär progredienten Aphasie), 17% wiesen erste kognitive Einschränkungen (MCI) auf, knapp die Hälfte eine Demenz aus dem FTLD-Spektrum, also etwa eine frontotemporale Demenz (FTD), ein kortikobasales Syndrom (CBS) eine progrediente supranukleäre Blickparese (PSP) oder eine ALS mit FTD. 83 der Patienten hatten eine pathologisch bestätigte Diagnose: 15 eine Alzheimerdemenz, 52 eine Tau-bedingte, 16 eine TDP-bedingte FTLD. Vierfach höhere pTau-Werte Wie sich zeigte, hatten Patienten mit einer Erkrankung aus dem Alzheimerformenkreis 4,4-fach höhere pTau-217-Werte und 2,8-fach höhere pTau-181-Werte im Serum als kognitiv gesunde Teilnehmer sowie 3,5-fach und 2,4-fach höhere Werte als Patienten mit anderen Demenzformen. Dagegen fanden die Forscher keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit anderen Demenzformen und gesunden Kontrollen. Bei den MCI-Patienten waren die pTau-Werte meist nur dann erhöht, wenn aus der PET-Bildgebung auch ein positiver Amyloidbefund vorlag. Nach den Berechnungen der Forscher ergibt sich für die Abgrenzung zwischen Alzheimersyndromen und gesunden Kontrollen ein AUC-Wert von 0,98 für pTau 217 sowie 0,97 für pTau 181. Bei der Abgrenzung zu FTLD-Demenzen kommen sie auf AUC-Werte von jeweils 0,93 und 0,91. Danach kann der Bluttest bei einer bestehenden Demenz recht präzise zwischen eine Alzheimerdemenz und den meisten anderen Demenzformen unterscheiden. Die pathologischen Untersuchungen bestätigten die Ergebnisse – hier ist der Test sogar noch etwas genauer bei der Differenzierung zwischen Patienten mit Alzheimer und solchen mit FTLD. Insgesamt scheinen sowohl pTau 217 als auch pTau 181 zur Alzheimerdifferenzialdiagnostik geeignet zu sein, so die Neurologen um Thijissen. Weiter Studie müssten nun Grenzwerte für die Diagnostik definieren, auch sollte noch gründlicher geprüft werden, ob der Test zur Diagnose einer Alzheimerpathologie bei MCI-Patienten hilfreich ist. Das Wichtigste in Kürze Frage: Können Tests auf phosphoryliertes Tau-Protein (pTau) Alzheimer von anderen Demenzformen abgrenzen? Antwort: Tests auf die pTau-Formen 217 wie 181 eignen sich gut zur Differenzialdiagnostik. Bedeutung: Beide Fragmente können mit einer Genauigkeit von über 90% (bezogen auf den AUC-Wert) zwischen einer Erkrankung aus dem Alzheimer- und FTLD-Spektrum unterscheiden. Einschränkung: Relativ wenige Alzheimerpatienten. 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