Erschienen in:
01.07.2006 | Originalien
Der infraklavikuläre Durchzug des M.-pectoralis-major-Lappens
verfasst von:
PD Dr. T. K. Hoffmann, H. Balló, U. Hauser, H. Bier
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 7/2006
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der M.-pectoralis-major-Lappen (MPML) besitzt für die Rekonstruktion ausgedehnter Defekte nach der Resektion von Kopf-Hals-Karzinomen einen hohen Stellenwert. Supraklavikulär geführt können mit diesem gefäßgestielten Transponat große Flächen bzw. Volumina gut vaskularisierter Haut und Muskulatur zuverlässig in unterschiedlichste Defekte eingebracht werden. Nachteilig sind allerdings die begrenzte Länge des Lappenstiels sowie seine kosmetisch und funktionell ungünstige Lage über dem Schlüsselbein. Dies kann vermieden werden, wenn der MPML nicht supra- sondern infraklavikulär nach kranial geschlagen wird.
Patienten und Methoden
Bei 15 Patienten haben wir zur primären Rekonstruktion deutlich kranial bzw. rostral gelegener Resektionsdefekte (n=9) oder sekundären Versorgung schwieriger Gewebesituationen (n=6) den Stiel des typischerweise präparierten MPML unterhalb des Schlüsselbeins durchgeführt.
Ergebnisse
Durch diese Technik konnte der zur Verlagerung des MPML verfügbare Stiel im Vergleich zur supraklavikulären Route regelmäßig um etwa 3 cm verlängert werden. In keinem Fall wurde eine vollständige oder klinisch relevante Lappennekrose beobachtet. Kleinere Komplikationen sahen wir bei 3 (20%) der 15 Patienten: in einem Fall trat eine unter konservativer Behandlung rasch abheilende Fistel auf, und bei 2 Patienten bestand eine randständige, nicht revisionsbedürftige Ernährungsstörung des Lappens. Diese Komplikationsrate ist vergleichbar mit den Ergebnissen nach supraklavikulärer Lappenführung. Allerdings trat in 2 Fällen (13,3%) mehrere Monate nach der Operation eine spontane Klavikulafraktur auf, die auf die zirkuläre Periostpräparation zurückgeführt werden muss. Diese Spätkomplikation war durch eine ausschließlich dorsale Periostlösung zur Bildung eines glatten Durchzuglagers für den Lappenstiel zu umgehen.
Fazit
Der infraklavikuläre Durchzug erlaubt im Vergleich zur supraklavikulären Technik eine deutliche Erweiterung des Einsatzradius des MPML und vermeidet darüber hinaus den kosmetisch und funktionell ungünstigen Weichteilwulst über dem Schlüsselbein.