Erschienen in:
01.03.2013 | Medizin aktuell/Technische Innovationen
Der Zwei-Inzisions-Zugang in der Versorgung von Acetabulumfrakturen
verfasst von:
Prof. Dr. S. Ruchholtz, G. Taeger, R. Zettl
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Zielsetzung
Dislozierte Frakturen des vorderen Acetabulumpfeilers werden zumeist über einen ilioinguinalen Zugang stabilisiert. Die vorliegende Arbeit beschreibt mit dem Zwei-Inzisions- („two inzision minimal invasive“, TIMI-)Zugang ein alternatives Verfahren.
Methodik
Der 1. Zugang erfolgt über einen Hautschnitt auf Höhe des proximalen Drittels der Linea arcuata. Nach schichtgerechter Durchtrennung der Bauchwand werden die externen iliakalen Gefäße nach medial, der M. psoas und M. iliacus sowie N. femoralis nach lateral mobilisiert. Ein 2. Zugang erfolgt über dem symphysennahen Schambein unter Kerbung des Ansatzes des M. rectus abdominis. Die Weichteile im Bereich der 1. Zugangs werden über ein Retraktionssystem (z. B. Synframe©) zurückgehalten. Die Reposition der Fraktur erfolgt in üblicher Technik unter Nutzung der Ligamentotaxis und Setzen von isolierten Zugschrauben. Zur Neutralisation der Osteosynthese bzw. Abstützung wird eine vorgebogene Rekonstruktionsplatte von distal nach proximal an die Linea arcuata eingeschoben und über beide Inzisionen in an Darm- und Schambein fixiert.
Ergebnisse
Seit 1/2008 wurde in der eigenen Klinik in 88 Fällen der TIMI-Zugang verwendet. Zuletzt wurden die Daten einer prospektiven Studie mit 26 Patienten die alle einen Nachuntersuchungstermin von mindestens 12 Monaten postoperativ wahrnehmen konnten publiziert. Es zeigte sich dass die Operation durchschnittlich in 109 ± 30 min durchgeführt werden konnte. Alle Operationswunden heilten primär ab. In der postoperativen radiologischen Kontrolle zeigte sich bei 20 Frakturen ein anatomisches und in 6 Fällen ein befriedigendes Ergebnis. Im poststationären bzw. Langzeitverlauf ließen sich keine Weichteilkomplikationen nachweisen. Operative Revisionen waren nicht notwendig. In der Langzeituntersuchung zeigte sich ein „Harris Hip Score“ von 86,6 ± 8 Punkten. Die Lebensqualität gemessen am EQ-5D-Fragebogen war vergleichbar der Lebensqualität eines gleichaltrigen Normalkollektivs.
Schlussfolgerung
Der TIMI-Zugang mit Blick auf die Weichteile des Beckens stellt eine schonende Alternative zu den bisher beschriebenen Zugängen dar. Unter Verwendung eines Retraktionssystems müssen bei der Frakturstabilisierung keine Kompromisse gemacht werden. Damit kann insbesondere bei geriatrischen Patienten die perioperative Morbidität deutlich vermindert werden. Klinisch/radiologisch auffällige Komplikationen waren in dem nachuntersuchten Kollektiv bisher nicht nachzuweisen.