Warnung: Selbst kleine Pankreaszysten verändern sich – lebenslang

Kleine Pankreaszysten sollten unbedingt langfristig kontrolliert werden. Manche transformieren erst nach fünf bis zehn Jahren zu bösartigen Tumoren. Zunehmend verbesserte CT- und MRT-Bildgebungsverfahren haben zur Folge, dass immer mehr Zufallsbefunde auftreten, deren Krankheitswert unsicher ist. Dazu gehören Pankreaszysten, aus denen sich prinzipiell Pankreaskarzinome entwickeln können. Deren Prognose ist nach wie vor meist schlecht. Patienten mit zystischen Pankreastumoren haben dagegen eine gute Prognose, wenn sie früh behandelt werden. Selbst blande Pankreaszysten mit einem Durchmesser von unter 2 cm in der MRT und ohne Größenzunahme bei einer Kontroll-MRT nach ein oder zwei Jahren müssen weiterhin kontrolliert werden, riet Prof. Dr. Lars Grenacher aus München. Der Radiologe zitierte eine italienische Untersuchung bei Patienten mit intraduktalen papillären muzinösen Neoplasien (IPMN) ohne besondere Warnzeichen, die nichtoperativ behandelt und im Median fünf, einige sogar zehn Jahre lang nachbeobachtet worden waren. „Über das Fünfjahres-Intervall hatten sich 48% der Zysten verändert“, berichtete Grenacher. „Die erste Änderung wurde erst nach 60 Monaten beobachtet.“ Warnzeichen traten bei knapp jedem fünften Teilnehmer der Studie auf, im Mittel aber erst nach 67 Monaten. Hochrisikozeichen traten zwar nur bei 4% der Patienten auf, aber ebenfalls erst spät, nämlich nach durchschnittlich 77 Monaten. Insgesamt lag die Rate invasiver Pankreaskarzinome bei 2% (Am J Gastroenterol 2017; 112: 1153-1161). Europäischer Konsensus zu Pankreaszysten Die European Study Group on Cystic Tumours of the Pancreas hat zu diesem Thema im Jahre 2018 ihre Leitlinie aktualisiert. Dort haben Experten verschiedener Fachgebiete ihre Empfehlungen zum Umgang mit Pankreaszysten konsentiert (Gut 2018; 67: 789-804). IPMN und muzinös zystische Neoplasien (MCN) sind die einzigen Pankreasläsionen mit Potenzial zur malignen Entartung. Als Risikofaktoren gelten folgende Warnzeichen: Zyste ≥3 cm mit verdickter Zystenwand, nicht Kontrastmittel-aufnehmende, wandständige Noduli, Erweiterung des Pankreashauptgangs auf 5 bis 9 mm, abrupte Pankreasgangveränderungen mit distaler Pankreasatrophie. Ein hohes Risiko besteht bei Patienten mit zystischen Pankreaskopfläsionen und Verschlussikterus sowie bei Erweiterungen des Hauptganges auf über 10 mm. Solche Patienten müssen stets operiert werden. Maligne Transformationenraten bis 90% IPMN mit Hauptgangserweiterungen oder mit muralen Knoten werden mit einer Rate von bis zu 90% bösartig, erklärte Grenacher. Aber auch in der Gruppe der Patienten mit „nur“ 5 bis 9 mm Gangweite werden in Studien maligne Transformationsraten von 37 bis 91% angegeben. Ähnlich sieht es bei muralen Knoten im Seitengang aus. Bis zu einem Drittel der Seitengang-Zysten einer Größe von über 3 cm entwickeln sich zu bösartigen Tumoren. Ein Zystenwachstum von mehr als 2 mm pro Jahr bedeute ebenfalls ein hohes Malignitätsrisiko, warnte Grenacher. Das wiederholte genaue Vermessen der Läsionen sei daher wichtig. Er empfahl bei kleinen Zysten zunächst engmaschige Kontrollintervalle, die bei stabiler Situation allmählich länger werden können. „Aber Sie dürfen nie aufhören! Auch kleine Zysten verändern sich – lebenslang!“ basierend auf: 100. Deutscher Röntgenkongress, 29. Mai – 1. Juni 2019 in Leipzig 13.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Ganzkörper-MRT: Screening-Werkzeug zur Prävention? 12.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Macht Liquid Biopsy die Bildgebung bald überflüssig? 11.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Notfall-CT: Heterogene Praxis in Deutschland 11.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Intraossäre Kontrastmittelgabe bei Notfall-CT möglich 11.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Exotische Befunde in der Bildgebung 11.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Künstliche Intelligenz: Revolution oder Konkurrenz für den Radiologen? 07.06.2019 | Deutscher Röntgenkongress 2019 | Kongressbericht | Online-Artikel Warnung: Selbst kleine Pankreaszysten verändern sich – lebenslang Alle Kongressberichte vom Deutschen Röntgenkongress der letzten Jahre finden Sie in unserem Dossier zum Deutschen Röntgenkongress.

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