Königsweg gesucht: Pilzinfektionen auf Intensivstationen

Systemische Candida-Infektionen enden auf Intensivstationen oft tödlich. Auch deswegen werden immer wieder prophylaktische Therapiestrategien erwogen. Was fehlt, sind praxistaugliche Risikoindikatoren. Im Vergleich zur bakteriellen Sepsis ist die Pilzsepsis selten. Und das stellt Intensivmediziner regelmäßig vor Probleme. Während bei bakteriellen Infektionen eine kalkulierte Antibiotikatherapie hohe Trefferquoten aufweist und zudem die definitive Mikrobiologie in der Regel innerhalb von 24 Stunden vorliegt, ist das bei systemischen Pilzinfektionen ganz anders. Lesen Sie mehr Weitere Beiträge finden Sie im HAI-Kongressdossier. Bei Candida albicans sei die Latenz bis zum Ergebnis der Blutkultur in 25% der Fälle größer als drei Tage, sagte Professor Dr. Markus A. Weigand von der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Bei Candida glabrata liegt jedes vierte Blutkulturergebnis sogar erst nach mehr als vier Tagen vor. Candida-Sepsis: Früher Therapiebeginn rettet Leben „Das ist eigentlich zu spät, denn wir wissen, dass die Überlebenskurven deutlich besser sind, wenn wir schnell therapieren“, betonte Weigand. So betrug in einer Studie der Washington University die Sterblichkeit von Patienten mit Candida-Sepsis 52,8%, wenn innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Schocksymptomatik systemisch therapiert wurde und außerdem eine rasche Herdsanierung erfolgte. Bei den Patienten, bei denen beides nicht gelang, lag die Sterblichkeit dagegen bei 97,6% (Kollef M; Clin Infect Dis 2012; 54(12):1739-46). Angesichts solcher Zahlen liegt der Gedanke an eine antimykotische Prophylaxe nahe. Insbesondere die Echinocandine gelten hier als vielversprechende Kandidaten. Allerdings gibt es bisher kaum Daten, die einen breit gestreuten prophylaktischen Echinocandin-Einsatz auf Intensivstationen rechtfertigen würden. Weigand stellte beim Hauptstadtkongress Anästhesiologie und Intensivmedizin eine aktuelle randomisiert-kontrollierte Studie vor, die sich dieser Thematik widmete und – erneut – keine überzeugenden Daten lieferte. Gesucht: Ein adäquates Risikomodell In der Studie wurden auf Basis vorab definierter Risikofaktoren insgesamt 222 erwachsene Intensivpatienten identifiziert. Die Betreffenden mussten bereits für mindestens drei Tage auf der Intensivstation liegen. Sie mussten beatmet sein, Antibiotika erhalten, einen zentralen Zugang haben und einen von fünf weiteren Risikofaktoren aufweisen, nämlich parenterale Ernährung, Dialyse, eine Operation in den Tagen zuvor, eine Pankreatitis oder eine Behandlung mit Immunsuppressiva bzw. systemischen Steroiden. Patienten, die die genannten Kriterien erfüllten, erhielten für die Dauer des ITS-Aufenthalts entweder Caspofungin oder Placebo. Tatsächlich war die Inzidenz der nachgewiesenen Candidiasis in der Placebogruppe mit 16,7% etwas höher als in der Caspofungion-Gruppe (9,8%). Dieser Unterschied war allerdings nicht signifikant. Auch bei der Länge des Aufenthalts auf der ITS gab es keine Unterschiede. Und die Mortalität betrug im Caspofungin-Arm 16,7%, im Kontrollarm 14,3% (Ostrosky-Zeichner L; Clin Infect Dis 2014; 58(9):1219-26). „Antimykotika breit nach Risikofaktoren zu streuen, scheint demnach nicht der Schlüssel zum therapeutischen Erfolg zu sein“, interpretierte Wiegand dieses Resultat.

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