Präeklampsie: Apherese als neue Chance

Der pathophysiologische Mechanismus, der zur Präeklampsie führt, ist weitgehend geklärt. Dies eröffnet die Möglichkeit, mit einer selektiven Plasma-Apherese das Krankheitsbild kausal anzugehen. Proteinurie Nach wie vor sei die Präeklampsie das häufigste Krankheitsbild, das zu einer Proteinurie führt, mahnt Priv.-Doz. Dr. Henning Hagmann (Uniklinik Köln). Typischerweise tritt das Problem vor der 34. Schwangerschaftswoche auf. Autoimmunerkrankungen oder eine vorangegangene Präeklampsie sind typische Dispositionen. Neben der antihypertensiven Therapie, stand bisher nur niedrig dosiertes ASS als Option zur Verfügung. Postpartale Niereninsuffizienz Zusätzlich stellt die Präeklampsie für die Mutter auch ein postpartales Nierenrisiko dar. Der Kölner Experte verweist darauf, dass nach der Problemgeburt mit einer prolongierten Niereninsuffizienz, einschließlich Proteinurie, zu rechnen ist. Deshalb müssen diese Frauen in den ersten fünf Jahren nach einer Präeklampsieepisode mindestens einmal jährlich nephrologisch vorgestellt werden. Auslöser identifiziert Doch nun wird die Pathophysiologie des Krankheitsbildes besser verstanden und damit therapierbar, so Hagmann. Im Prinzip handelt es sich um ein endotheliales Geschehen, das von der Niere ausgeht und schrittweise weitere Organe durch thrombotische Mikroangiopathien schädigt. Die entscheidende Rolle kommt dem Signalprotein “soluble fms-like tyrosine 1 (sFlt-1)” zu. Es lässt sich bereits Wochen vor der klinischen Manifestation im Blut der Schwangeren nachweisen (1). Erhöhte Werte indizieren mit fast großer Sicherheit eine drohende Präeklampsie. Erste therapeutischer Ansätze zeigen, dass sich dieser Krankheitstrigger durch eine quasi-selektive Dextran-Sulfat-Apherese eliminieren lässt. Bei diesem Verfahren werden, ähnlich wie bei der Dialyse, dem Plasma über spezielle Filtersäulen proteingebundene, toxische Substanzen entzogen. Weniger kindliche Komplikationen Im Rahmen einer ersten klinischen Studie gelang es Hagmann und seinem Team, den Blutspiegel des Präeklampsietriggers im Blut der Schwangeren pro Apheresezyklus, um etwa 25 % zu senken (2). Parallel hierzu zeigte sich, wie erhofft auch eine verminderte Proteinurie (3). Als unerwarteten Nebenbefund fanden die Forscher unter der Apherese, eine um einige Tage verlängerte Schwangerschaft. Doch die war, untypisch für die Präeklampsie, nicht mit einer erhöhten, sondern mit einer reduzierten kindlichen Komplikationsrate assoziiert. Kompetitive Apherese Spezifischeren Absorptionssäulen gelingt es während der Apherese nicht nur die zirkulierenden sFlt-1-Proteine zu eliminieren, sondern auch bereits gebundene Signalproteine vom Rezeptor zu lösen. Dieser kompetitive Ansatz scheint, so Hagman, das Verfahren der Zukunft zu sein, da es die Pathophysiologie der Präeklampsie kausal angeht (4). Für diese “single chain VEGF 165-basierten Apherese” sind bereits kommerzielle Adsorptionssäulen in der Entwicklung (5). Literatur: 1.) Levine et al. N Engl J Med 2004;350:672-83 2.) Thadhani, Ravi, et al. "Removal of soluble fms-like tyrosine kinase-1 by dextran sulfate apheresis in preeclampsia." Journal of the American Society of Nephrology 27.3 (2016): 903-913. 3.) Thadhani, Ravi, et al. "Removal of soluble fms-like tyrosine kinase-1 by dextran sulfate apheresis in preeclampsia." Journal of the American Society of Nephrology 27.3 (2016): 903-913. 4) Matin, Mahsa, et al. "Affinity-enhanced multimeric VEGF (vascular endothelial growth factor) and PlGF (placental growth factor) variants for specific adsorption of sFlt-1 to restore angiogenic balance in preeclampsia." Hypertension 76.4 (2020): 1176-1184. 5.) Matin, Mahsa, et al. "Affinity-enhanced multimeric VEGF (vascular endothelial growth factor) and PlGF (placental growth factor) variants for specific adsorption of sFlt-1 to restore angiogenic balance in preeclampsia." Hypertension 76.4 (2020): 1176-1184. Mehr vom Nephrologie 2021-Kongress finden Sie in unserem Kongressdossier. Quelle: 13. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie 23.–26. September 2021, Rostock, Veranstaltung: Schwangerschaft und Niere. Referat: Präeklampsie und extrakorporale Therapie, Henning Hagmann (Köln)

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