Bei ITP auch auf Helicobacter-pylori-Infektion testen?

Insbesondere aus asiatischen Studienpopulationen gibt es Hinweise, dass Patienten mit einer Immunthrombozytopenie (ITP) von einer Helicobacter-pylori-Eradikation profitieren könnten. Sollten auch ITP-Patienten in Deutschland auf den Keim getestet werden? “Helicobacter pylori teste ich routinemäßig mit, wenn ein ITP-Patient auf die Firstline-Therapie nicht gut anspricht – und zwar durch den Stuhltest”, erklärte Axel Matzdorff, Schwedt, bei der DGHO-Jahrestagung in Wien. Der Stuhltest sei zwar nicht “hundertprozentig”, erspare aber dem Patienten die Gastroskopie und die Biopsie. Bei positivem Befund würde er eine Eradikation veranlassen, beschrieb Matzdorff das weitere Vorgehen. Die Eradikation hielte er auch schon deswegen für sinnvoll, da Patienten, die wiederholt Rezidive erlitten, mit größerer Wahrscheinlichkeit häufigen Steroidgaben ausgesetzt seien – mit einem entsprechend erhöhten Magengeschwürrisiko. Gleichzeitig handele es sich beim Test auf eine Helicobacter-pylori-Infektion aber nicht um eine “Wunderdiagnostik”, betonte Matzdorff. Auf diesen Aspekt zielte auch eine Wortmeldung aus der Zuhörerschaft: Michael Fink, Fürth, stellte die Frage nach den Erfolgsraten der Eradikation. „Ich kann nicht auf hundert Patienten blicken“, antwortete Matzdorff mit Blick auf seine Erfahrungen aus der Praxis. Bei einem von zehn Patienten sei die ITP nach der Eradikation etwas besser geworden, der Patient befinde sich aber weiter in Therapie. Dass ITP-Patienten in Asien in bis zu 60% der Fälle von einer Eradikation profitieren könnten, erkläre sich durch das sogenannte molekulare Mimikry des dortigen Helicobacter-pylori-Stamms. Diese regionale Varianz halte er für einen sehr wichtigen Punkt, unterstrich Fink: “Die asiatischen Ergebnisse können nicht einfach auf Europa übertragen werden.” Molekulares-Mimikry-Hypothese Helicobacter-pylori-Stämme unterscheiden sich regional darin, ob sie das “cytotoxin-associated gene A” (CagA) aufweisen [Kuwana M. World J Gastroenterol. 2014; 20(3):714-23]: Im asiatischen Raum treten häufiger CagA-positive Stämme auf als in Europa oder Nordamerika. CagA-Positivität könnte entscheidend dafür sein, ob eine Eradikation die ITP-Symptomatik bessert oder nicht. Eine mögliche Erklärung dafür liefert die Molekulares-Mimikry-Hypothese. Die besagt, dass pathogene Organismen (durch Mutation und Selektion) Moleküle des befallenen Wirtes nachahmen und sich so der Selbst-Fremd-Erkennung des Immunsystems entziehen. Die Hypothese wird auch herangezogen, um Autoimmunreaktion zu erklären: Im Fall der ITP würde das Immunsystem der Betroffenen Antikörper herstellen, die sich sowohl gegen bakteriells CagA richten als auch gegen ähnliche körpereigene Glykoproteine auf den Thrombozyten. Die empirische Evidenz zu dieser konkreten Hypothese bei der ITP wird allerdings unterschiedlich bewertet. Auch wenn es Hinweise auf kreuzreaktive Antikörper bei ITP-Patienten gebe, bliebe deren Rolle in der Pathogenese der ITP unklar, schreibt etwa Masataka Kuwana, Tokyo, in einem Review [Kuwana M. World J Gastroenterol. 2014;20(3):714-23]. Auch andere (immunologische) Mechanismen könnten einen Zusammenhang von ITP und Helicobacter-pylori-Infektion erklären. basierend auf: Fortbildungsveranstaltung „Hämostase Update“, DGHO-Jahrestagung 2018, 28.9.-2.10.2018, Wien, Österreich. Empfehlung der Redaktion DGHO 2018 – das Kongressdossier Was, wenn Patienten statt auf eine konventionelle Behandlung auf Alternativmedizin setzen? Wie entscheiden Sie über die Therapiebegrenzung bei nicht heilbaren Tumorpatienten? Und kennen Sie die Wechselwirkungen von oralen Onkologika mit anderen Medikamenten? Diese Themen wurden u. a. bei der Jahrestagung 2018 von DGHO, OeGHO, SGMO und SGH+SSH diskutiert.

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