Richter Transformation bei CLL – therapeutische Strategien im Test

Für Patientinnen und Patienten mit Richter-Transformation gibt es zurzeit keinen Behandlungsstandard. Geprüft werden verschiedene Kombinationstherapien, aber auch die CAR (Chimärer Antigenrezeptor)-T-Zelltherapie. Eine chronische lymphatische Leukämie (CLL) kann sich in etwa 5% der Fälle in ein aggressives Lymphom umwandeln. Diese so genannte Richter-Transformation (RT) tritt, wie Dr. Adalgisa Condoluci, Bellinzona/Schweiz, ausführte, meistens viele Jahre nach der Erstdiagnose der CLL auf. „Zumeist handelt es sich dabei um einen Übergang in ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL), in 1–5% der Fälle findet aber auch eine Transformation in ein Hodgkin-Lymphom statt“, so die Hämatologin. Zu den klinischen Befunden bei der RT gehören eine rasche Progression der Lymphadenopathie, ein plötzlicher, exzessiver Anstieg der Laktatdehydrogenase sowie B-Symptome. „Die Diagnose der RT erfolgt histologisch, ist jedoch nicht trivial, und so bedarf es zumeist mehrerer Untersuchungsschritte und Begutachtungen, um sie sicherzustellen“, betonte Condoluci. Eine Standardtherapie zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit RT gibt es bisher nicht, erste Wahl bei der DLBCL-RT ist eine Immunchemotherapie auf Basis von Anti-CD20-Antikörpern (CHOP-Äquivalente). Biologisch jungen und fitten Betroffenen sollte im Anschluss an eine Remission eine potenziell kurative, konsolidierende allogene Stammzelltransplantation (SZT) angeboten werden. Bei einer RT in ein Hodgkin-Lymphom wird zumeist eine Kombination von vier Chemotherapeutika (ABVD) gewählt. Bei Richter Transformation auf Studien setzen Allerdings sind die Erfolgsaussichten dieser Therapien deutlich schlechter als bei de novo aufgetretenen Lymphomen. Dies liegt mit daran, dass eine SZT letztendlich nur für wenige Patientinnen und Patienten in Frage kommt, weil neben einer sehr guten Fitness auch ein gutes Ansprechen auf die Induktionstherapie erforderlich ist. Insgesamt werden auch mit dieser Strategie nur mediane Überlebenszeiten von weniger als einem Jahr erreicht. Condoluci riet daher dazu, Patientinnen und Patienten mit RT eine Teilnahme an Studien anzubieten, in denen neue Behandlungsstrategien getestet werden. Als vielversprechend habe sich die Chemosensibilisierung mit Venetoclax (VR-EPOCH) erwiesen: „Unter diesem intensiven Chemoimmuntherapie-Regime wurden 50% Komplettremissionen und ein medianes Gesamtüberleben von 19,6 Monaten beobachtet“ [1]. Aufgrund von Toxizitäten in über 30% der Fälle (Zytopenie, Infektionen, febrile Neutropenie) wurde das Regime auf VR-CHOP angepasst. Hier stehen weitere Ergebnisse aus. Ermutigende Ergebnisse wurden bei einem bislang sehr kleinen Kollektiv auch mit der chemotherapie-freien Kombination Venetoclax, Obinutzumab und Atezolizumab in der MOLTO-Studie erzielt [2, 3]. „Eine neue Perspektive könnte zudem die CAR-T-Zelltherapie bieten. In Real-World-Studien wurden mit verschiedenen CARs objektive Ansprechraten von bis zu 89% und Komplettremissionsraten von bis zu 71% registriert“, so Condoluci. Wichtig sei aus ihrer Sicht darüber hinaus, den oft intensiv vorbehandelten Patientinnen und Patienten mit DLBCL-RT frühzeitig eine suffiziente Palliativtherapie anzubieten. Empfehlung der Redaktion DGHO 2022 – das Kongressdossier Auf der Jahrestagung der deutschsprachigen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie 2022 spielten neue Therapieansätze eine zentrale Rolle. Aber es ging neben neuen zielgerichteten Strukturen auch um psychosoziale Fragen, um Prehabilitation oder darum, warum auch das Geschlecht bei Therapieentscheidungen oder der Planung von Studien mitgedacht werden sollte. basierend auf: Wissenschaftliches Symposium: "Wissenschaftliches Symposium „CLL beyond BTKi and BCL2i“, DGHO-Jahrestagung 2022, 7.-10. Oktober 2022 in Wien

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