Skip to main content

22.04.2021 | DGIM 2021 | Nachrichten

Harnwegsinfektionen

Antibiose bei HWI: Single-shot nur für Frauen

verfasst von: Dr. Thomas Meißner

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Diagnostik und Therapie bei Harnwegsinfektionen weisen einige geschlechterspezifische Unterschiede auf. In Studien sind Frauen bevorzugt.

Frauen sind bekanntlich häufiger von Harnwegsinfektionen (HWI) betroffen als Männer, nicht nur aufgrund von anatomischen Unterschieden, sondern auch wegen besonderer Einflüsse des vaginalen Mikrobioms, sowie des Östrogenspiegels. Auch das Sexualleben und kontrazeptive Maßnahmen haben Einfluss auf das HWI-Risiko.

Bei Männern steigt das Risiko für HWI in höherem Alter deutlich an. Jedoch sind nach niederländischen Daten auch im Alter von über 70 Jahren Frauen immer noch mehr als doppelt so häufig betroffen (1990 vs 816/10.000). „Wir haben bei Frauen zwei Häufigkeitsgipfel“, erklärte Dr. Falitsa Mandraka, Internistin aus Köln – einen bei jungen Frauen zwischen 20 und 29 Jahren, den zweiten und deutlich größeren bei über 70-Jährigen.

In der Differenzialdiagnostik kommen bei Männern und Frauen unterschiedliche Hilfsmittel zur Anwendung. Bei Frauen stehen die Fragen nach imperativem Harndrang, häufigen Miktionen, Schmerzen und vorangegangenen HWI an erster Stelle. Wird die Frage nach vaginalen Beschwerden bejaht, sollte eine gynäkologische Erkrankung in Betracht gezogen werden. Bei jüngeren Männer muss stets auch an die Möglichkeit einer Prostatitis gedacht werden.

Kein Screening ohne Symptome!

Eine Urinkultur sollte immer dann angelegt werden, wenn Symptome bestehen. Ein Screening bei asymptomatischer Bakteriurie wird grundsätzlich nicht empfohlen, sagte Mandraka.

Empfohlen wird ein Screening nur bei Frauen nach Frühgeburt oder nach Pyelonephritis in einer früheren Schwangerschaft sowie dann, wenn schleimhauttraumatisierende Eingriffe an den Harnwegen geplant sind. Außerdem wird bei positivem Befund und nach erfolgter Behandlung der Therapieerfolg nochmals per Urinkultur kontrolliert.

Für die Auswahl geeigneter Antibiotika bietet die S3-Leitlinie zu unkomplizierten HWI eine Übersicht.

Unterschiede bei Mann und Frau

Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es auch bei der Therapiedauer: Die Single-shot-Antibiose gibt es nur für Frauen, bevorzugt mit Fosfomycin-Trometamol. Wenn keine Urosepsis und keine Pyelonephritis vorliegt, werden Frauen ein bis fünf Tage antibiotisch behandelt, Männer dagegen sieben Tage lang.

Eine darüber hinaus längere Behandlung verhindert keine Rezidive und begünstig das Auftreten resistenter Erreger bei HWI-Rezidiven sowie Clostridioides-difficile-Kolitiden. Bei Urosepsis und Pyelonephritis erfolgt die Antibiose generell über zehn bis 14 Tage.

Zur Rezidivprophylaxe von HWI kommen die Antibiotikaprophylaxe, die orale Immunoprophylaxe mit bakteriellen Bestandteilen (OM-89), Mannose sowie weiteren Optionen in Betracht. Mandraka machte jedoch darauf aufmerksam, dass entsprechende Studien bevorzugt bei Frauen durchgeführt worden sind. Das gilt auch für den Einsatz von Entzündungshemmern bei jungen Frauen.

Quelle: Ärzte Zeitung

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Mit medbee Pocketcards sicher entscheiden.

Seit 2022 gehört die medbee GmbH zum Springer Medizin Verlag

Update Innere Medizin

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.