Plötzlicher Herztod beim Sport: Neun von zehn passieren im Freizeitsport

Das Risiko des plötzlichen Herztods bei sportlich Aktiven lässt sich deutlich minimieren. Das größte Risiko haben Freizeitsportler, wie beim DGIM-Kongress berichtet wurde. Der plötzliche Herztod bei sportlich Aktiven sorgt auch in der Öffentlichkeit immer wieder für Aufsehen. Die Inzidenz liegt im Mittel bei 0,7 bis 3 pro 100.000 Sporttreibenden, hieß es beim DGIM-Kongress am Samstag in Wiesbaden. Betroffen sind zu 95 Prozent Männer und zu 90 Prozent passieren diese Ereignisse im Freizeitsport. Im Unterschied zur öffentlichen Wahrnehmung haben vor allem Männer zwischen 40 und 60 Jahren das größte Risiko. Bei unter 35-Jährigen sind diese Ereignisse im Vergleich sehr viel seltener, sagte Professor Pascal Bauer vom Universitätsklinikum Gießen. Herz-Screening für junge Leistungssportler empfohlen Sind junge Athleten betroffen, liegt meist eine angeborene und bislang übersehene Ursache vor, zum Beispiel eine hypertrophe Kardiomyopathie, Koronaranomalien oder Ionenkanalerkrankungen. Deshalb wird für junge Leistungssportler ein kardiales Screening empfohlen, um angeborene Herzanomalien rechtzeitig zu erkennen, und zwar ab einem Alter von 14 bis 16 Jahren. Außer Anamnese, Familienanamnese und körperlicher Untersuchung stehe dabei das 12-Kanal-EKG im Mittelpunkt, erklärte Bauer. Bei EKG-Auffälligkeiten schließen sich weitere kardiologische Untersuchungen an. Was als abnormaler und was als grenzwertiger EKG-Befund gewertet wird, dazu gibt es international abgestimmte Kriterien. Bei intensiv Sporttreibenden im Alter von über 35 Jahren sind Ausbelastungstests von zentraler Bedeutung. Bauer zitierte Daten aus Italien, wonach die Einführung von EKG-Screenings die Zahl plötzlicher Herztode in den vergangenen Jahrzehnten deutlich vermindert hat. Parvo- und Herpesviren als Auslöser einer Myokarditis Eine weitere mögliche Ursache des plötzlichen Herztodes bei Athleten ist die Virusmyokarditis. Als wichtige Verursacher von Virusmyokarditiden nannte Professor Thomas Voigtländer vom Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main das humane Parvovirus B19 und das humane Herpesvirus 6. SARS-CoV-2 scheine entgegen früheren Befürchtungen keine dominante Rolle zu spielen, erklärte Voigtländer. Allerdings sind Leistungssportler, die an COVID-19 erkranken, dennoch gefährdet: In einer US-Studie bei knapp 1.600 Athleten mit COVID-19 war bei 2,3 Prozent eine Myokarditis aufgetreten. Prädisponiert sind erneut vor allem junge Männer. Zudem ist im Zusammenhang mit der COVID-Impfung ermittelt worden, dass bei Männern zwischen 16 und 29 Jahren ein zehnfach erhöhtes Risiko besteht, eine impfassoziierte Myokarditis zu bekommen. Diese ist meist mild bis moderat ausgeprägt. In Einzelfällen sind in der Fachliteratur tödliche Verläufe beschrieben worden, so Voigtländer. Bei gesicherter Impfmyokarditis muss eine mindestens dreimonatige Trainingspause eingelegt werden. Auch ohne Symptome kann eine Myokarditis vorliegen Nicht immer sind diese Myokarditiden symptomatisch: Fatigue, Atemnot, Fieber oder Brustschmerzen können mild, manchmal aber auch schwer ausgeprägt sein. Herzrhythmusstörungen kommen vor, grippeähnliche Symptome, Schwindel bis hin zur Ohnmacht. In manchen Fällen ähnele die Myokarditis-Symptomatik jener eines Herzinfarkts. Diagnostischer Goldstandard ist die Myokardbiopsie. Allerdings muss sichergestellt werden, dass das Myokarditisareal getroffen wird – denn die Inflammation ist keineswegs gleichmäßig über die Ventrikel verteilt. Mit dem modernen kardialen Magnetresonanztomografie (cMRT) und seit 2018 verfügbaren T1-/T2-Mappingtechniken lassen sich inzwischen das myokardiale Ödem und fibrotische Veränderungen mit hoher Sensitivität und Spezifität nachweisen. Daher gilt das cMRT heute als Grundlage der Diagnostik, sagte Voigtländer. Nach mindestens dreimonatiger Trainingspause entscheiden die Befunde aus cMRT und Belastungs-EKG schließlich auch darüber, ob das Training wieder aufgenommen werden darf oder nicht. Teils müssen die Athleten aber auch länger pausieren, wenn weiterhin ein ausgeprägtes Late Enhancement und persistierende Ödemzeichen in der MRT vorliegen. Alle Beiträge vom DGIM-Kongress 2023 finden Sie hier im Dossier zur Veranstaltung. Quelle: Ärzte Zeitung

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