Parkinson-Frühtest ist noch Zukunftsmusik

Eine Parkinson-Erkrankung geht mit einer Ablagerung von α-Synuclein einher. Doch die Rolle dieses potenziellen Biomarkers für die Pathogenese ist noch unklar und seine Bestimmung bisher schwierig. Ein praktikabler Frühtest ist das also (noch) nicht. Mehr vom Kongress Weitere Beiträge zum Kongress finden Sie im Dossier DGN-Kongress 2014. Dabei wäre eine frühere Diagnose des Morbus Parkinson so wichtig. „Aktuell ist die Erkrankung bei der klinischen Diagnose bereits fortgeschritten. Wenn wir eine Krankheitsmodifikation erreichen wollen, müssen wir früher behandeln“, betonte Prof. Dr. Jürgen Volkmann, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg. Eine Chance für eine frühere Erkennung eröffnet die Braak Hypothese: Wenn die Lewy-Pathologie mit α-Synuclein-Ablagerungen peripher beginnt, könnte eine histologische Sicherung der α-Synuclein-Pathologie im peripheren Zentralnervensystem (ZNS) möglich sein. Via Koloskopie ließe sich an das enterische Nervensystem denken, diese Biopsien sind aber apparativ aufwändig und müssen tief und damit invasiv erfolgen. Invasiv ist auch die ebenfalls bereits untersuchte Methode der Biopsie der Glandula submandibularis. Attraktiver erscheint da die Histologie von Stanzbiopsien der Haut, die nicht größer als 3 bis 5 mm im Durchmesser sein müssen und einfach mit Pflaster versorgt werden können. Eine Immunfluoreszenzfärbung von Schnitten der krykonservierten Biopsate ermöglicht die Abschätzung der α-Synuclein-Ablagerungen und des axonalen Schadens. Die beste Sensitivität und Spezifität ließ sich in Studien bisher mit Biopsien des Nackens erzielen, so Volkmann [1]. Also werde nun in dieser Richtung auch mit größeren Kohorten von Patienten weiter geforscht Als Biomarker untauglich Das hält Prof. Dr. Mathias Bähr, Direktor der Abteilung Neurologie der Universitätsklinik Göttingen, derzeit für wenig sinnvoll. Ein guter Biomarker müsse einen klinisch relevanten Parameter messen, der die diagnostische und prognostische Sicherheit und/oder Therapieentscheidungen beeinflusst. Das könne man vom α-Synuclein in Bezug auf den Morbus Parkinson gar nicht sagen. Die Ablagerungen seien nicht spezifisch für die Erkrankung und ihr Nachweis eigne sich weder für die Diagnose, noch die Prognose oder Therapieentscheidungen. So finden sich α-Synuclein-Ablagerungen auch bei neurologisch unauffälligen älteren Kontrollpersonen in unterschiedlichen Geweben. Bei einer Autopsiestudie zeigten 106 von insgesamt 904 Verstorbenen eine α-Synuclein-Pathologie, aber nur 30% hatten zu Lebzeiten klinische Zeichen einer neurodegenerativen Erkrankung gehabt [2]. Die konventionelle Diagnosestellung mit nicht-invasiven Verfahren ermögliche eine über 90%ige Sensitivität und Spezifität bei der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, argumentierte Bähr weiter [3] – da trage der invasive α-Synuclein-Nachweis kaum zusätzliches bei. Eine Therapieentscheidung sei von der α-Synuclein-Pathologie auch nicht abzuleiten. Zudem gebe es keine prospektiven Longitudinalstudien, die zeigen, dass sich α-Synuclein-Ablagerungen unter standardisierten Bedingungen reproduzierbar nachweisen lassen und überhaupt z.B. mit Krankheitsaktivität oder Therapieverfahren korrelieren. Rolle von α-Synuclein völlig unklar Sicher sei es wichtig, die pathophysiologische Relevanz der α-Synuclein-Ablagerungen für die Parkinson-Erkrankung zu erforschen. Aber für eine Frühdiagnose sei α-Synuclein noch problematischer als die Abeta-Aggregate bei der Alzheimer Demenz, so Bähr. Er glaubt, dass die Ablagerungen nur ein Epiphänomen sind, nicht ein zentraler Pathomechanismus. Solange diese Frage nicht geklärt sei, sei der Versuch der Etablierung einer Frühdiagnose schlicht – so Bähr wörtlich – „Quatsch“. Literatur [1] Doppler K et al. Cutaneous neuropathy in Parkinson's disease: a window into brain pathology.Acta Neuropathol 2014; 128(1): 99-109 [2]Parkkinen L et al. Alpha-synuclein pathology does not predict extrapyramidal symptoms or dementia. Ann Neurol 2005; 57(1): 82-91. [3] Chahine LM, Stern MB et al. Diagnostic markers for Parkinson's disease. Curr Opin Neurol 2011; 24(4): 309-17

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