Neue Versorgungsstrukturen gesucht

Viel ist in Bewegung: Die Zahl der Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen steigt, neue Therapien wie die Amyloidantikörper erfordern neue Versorgungsstrukturen und die Reformen im Gesundheitswesen stärken die ambulante Versorgung. Wie die Versorgung von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen in Zukunft aussehen könnte, erläuterte Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Berlin, anlässlich des DGN-Kongresses 2023. Aktuell ändern sich wesentliche Rahmenbedingungen der Versorgung. Infolge der Krankenhausstrukturreform wird es erstmals sektorengleiche Vergütungen für Leistungen geben, die sowohl stationär wie ambulant erbracht werden können. Das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz ermöglicht, dass mindestens sechststündige stationäre Behandlungen ohne Übernachtung anstelle einer vollstationären Behandlung möglich sind. Für die Demenzdiagnostik ist relevant, dass Lumbalpunktionen stationär nicht mehr vergütet werden. „Überhaupt ist bei elektiver Abklärung, wie sie typisch ist für neurodegenerative Erkrankungen, eine stationäre Abklärung nicht mehr gerechtfertigt“, sagte Berlit. Versorgungsebenen der Zukunft Die sektoriale Versorgung hatte in Deutschland bislang eine geringe Vernetzung zwischen den Fachdisziplinen und den verschiedenen Sektoren zur Folge, konstatierte Berlit und forderte: „Da muss sich etwas im Interesse der Patienten ändern!“ In der Primärversorgerebene werden zunehmend Neurologen und Psychiater zu Hausärzten ihrer Patienten werden, glaubt er, gerade bei neurodegenerativen Erkrankungen. Daneben werden mehr denn je Schwerpunktpraxen und Spezialambulanzen benötigt, wo beispielsweise Liquordiagnostik und neuropsychologische Diagnostik angeboten werden. In hochspezialisierten Zentren können komplexe diagnostische und therapeutische Maßnahmen wie tiefe Hirnstimulation (THS), Stammzelltransplantation oder Epilepsiechirurgie durchgeführt werden. Herausforderung Neurodegeneration Indikationsstellung und Monitoring kostenintensiver und risikobehafteter Therapien bei neurodegenerativen Erkrankungen erfordern eine aufwändige Infrastruktur mit enger Kooperation von spezialisierten Krankenhäusern und Schwerpunktpraxen [1]. THS, fokussierter Ultraschall, Pumpen oder intrathekale Therapie müssen verfügbar gemacht werden, benötigen aber auch das Vorhalten einer entsprechenden Notfallversorgung. Für die spezialisierte Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen müssen ambulante und stationäre Netzwerke entstehen, die Parkinson- und Demenz-Pflegekräfte, Physiotherapie, neurokognitive Therapie und Sozialmedizin mit einschließen. Diese Netzwerke sind auch für die Weiterbildung wichtig, wenn an Kliniken gar nicht mehr alle Krankheitsbilder gesehen werden. Spezialisierte Zentren zur Versorgung von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen können nach den Vorstellungen der DGN auch Fachkrankenhäuser sein [1]. An geriatrischen Kliniken ist die neurologische Expertise essentiell, betonte Berlit. basierend auf: Berlit P: Strukturen der Versorgung in der Session „Quo vadis? Herausforderung Neurodegeneration“ am 11. November 2023. 96. DGN Kongress 2023, Berlin/virtuell, 8.-11. November 2023 Alle Beiträge vom Kongress der deutschen Gesellschaft für Neurologie finden Sie im DGN-Kongressdossier 2023.

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