Skip to main content

18.03.2019 | DGP 2019 | Kongressbericht | Nachrichten

DGP-Kongress

„Kein falscher Alarm bei Luftschadstoffen!“

verfasst von: Dr. Thomas Meißner

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Das Thema Luftschadstoffe polarisiert: In einer Sitzung beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie zu diesem Thema blieb kein Sitzplatz frei.

Der geräumige Saal 14b des Internationalen Congress Centrums München ist bis auf den letzten Platz besetzt, viele Besucher müssen stehen. Die Sitzung „Feinstaub, Stickoxide & Co: Alles nur falscher Alarm?“ beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) wird sogar nach draußen übertragen, wo weitere Kongressbesucher die Vorträge und Diskussionen verfolgen.


Komplexe Wirkung

„Sie haben vermutlich selten so viel über Luftschadstoffe gehört, mit Freunden und Kollegen diskutiert wie in den letzten vier Monaten“, begann Professor Joachim Heinrich vom Klinikum der Universität München seinen Vortrag.

Die öffentlichen Diskussionen um den Dieselabgas-Skandal und drohende Fahrverbote „unter maßgeblicher Beteiligung von Lungenärzten“ hätten zu einer „Verwirrung der Öffentlichkeit“, auch ärztlicher Kollegen, geführt, konstatierte Heinrich. Klarheit könne nur Wissen über die methodischen Hintergründe diesbezüglicher Forschungen schaffen, meinte der Mathematiker und Epidemiologe, der selbst maßgeblich in die Luftschadstoffforschung involviert ist.

Die Fokussierung auf Stickoxide werde dem Komplex der Luftschadstoffwirkungen nicht gerecht, so Heinrich. Wenn man aber schon den Blick darauf richte, sei festzustellen, dass die Verbrennung fossiler Stoffe zur Energiegewinnung und zum Antrieb von Kraftfahrzeugen mit einem Anteil von über 80 Prozent ganz wesentlich zum Stickoxid-Ausstoß beitrage.

Laut WHO sind allerdings Feinstäube die mit Abstand wichtigsten Luftschadstoffe, gefolgt von Ozon. Eine ganze Reihe weiterer Stoffe kommen hinzu, von Kohlenmonoxid über Ammoniak, von Schwefeldioxid bis hin zu flüchtigen und persistenten organischen Verbindungen.

In epidemiologischen Untersuchungen geht es daher zwangsläufig stets um Schadstoffgemische. „Es ist nicht einfach, etwas über die Wirkung einzelner Komponenten zu sagen.“ Außer den diversen Schadstoffen spielen Witterung, Lebensstil, Sozialstatus und andere Faktoren eine Rolle.
„Es gibt Luftschadstoff-Epidemiologie seit etwa 50 Jahren, in qualitativ belastbarer Weise seit gut 25 Jahren.“ Da könne man sicher sein, dass – entgegen manch öffentlicher Behauptung – solche Störgrößen berücksichtigt und entsprechende Adjustierungen vorgenommen würden, egal ob es um das Leben in Stadt und Land, den Sozialstatus und ganz besonders, wenn es ums Zigarettenrauchen gehe.


Belastbare Ergebnisse

Dem Eindruck, dass sich Wissenschaftler uneins über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftschadstoffen seien, widerspricht Heinrich anhand eines Schnelldurchlaufs wissenschaftlicher Daten. Diese kommen längst nicht mehr nur aus den USA, sondern inzwischen aus europäischen Erhebungen wie ESCAPE (European Study of Cohorts for Air Pollution Effects) sowie aus China.

Nationale wie internationale Fachgesellschaften unterstützten das von der DGP veröffentlichte Positionspapier zu Luftschadstoffen, so Heinrich. Die Ergebnisse seien „ausgesprochen belastbar“, etwa wenn es um negative Einflüsse auf die Lungenfunktion oder um ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko durch Feinstaub gehe.

Weniger klar sind die Wirkungen auf die Asthma-Inzidenz. Der Kliniker lebe von Ja/Nein-Feststellungen: Eine Diagnose liegt vor oder liegt nicht vor. Der Epidemiologe könne häufig nicht so klare Ergebnisse vorweisen, eben wegen der großen Zahl von Störgrößen.

Warum ist dennoch von Kausalbeziehungen auszugehen? Heinrich: „Das hat etwas mit der Konsistenz der Studien zu tun.“ Es gebe tausende Studien mit Analysen von Luftschadstoffwirkungen auf die Gesundheit in verschiedenen Populationen und Regionen sowie mit verschiedenen Biomarkern.

Es gebe Quer- und Längsschnittuntersuchungen, Analysen von Kurz- und Langzeiteffekten sowie verschiedene Expositionsabschätzungen, Studien bei Trägern von Risikogen-Varianten für oxidativen Stress, das Ganze unterfüttert mit experimentellen Befunden aus Zellkulturen, Tierversuchen und beim Menschen. „Das gibt uns Zutrauen zu sagen: Es handelt sich wahrscheinlich um kausale Wirkungen.“

Quelle: Ärzte Zeitung

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

ANZEIGE

COPD und nicht-invasive Behandlungsmethoden

Content Hub

Nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden wie die nicht-invasive Beatmung (NIV) können die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von COPD-Patienten erheblich verbessern und das Sterberisiko senken. Die NIV-Therapie zur Behandlung von fortgeschrittener COPD hat Eingang in die neuen S2k-Leitlinien zur COPD-Therapie gefunden.

ResMed Germany Inc.
ANZEIGE

Geringere Therapieabbruchquoten durch digitale Therapiebegleitung

Ärzte profitieren von digitaler Therapiebegleitung ihrer NIV-Patienten durch einen verlässlichen Partner, weil diese sich besser versorgt fühlen und die Therapie weniger häufig abbrechen. Das entlastet das Gesundheitssystem und schwer Erkrankte gewinnen Lebensqualität.

ANZEIGE

Auch für ältere Patienten empfiehlt sich nicht-invasive Langzeitbeatmung

Nicht-invasive Beatmung ist für Menschen mit chronisch hyperkapnisch respiratorischer Insuffizienz eine bewährte Therapie. Eine Schweizer Studie untersuchte die Auswirkungen der Beatmung auf über 75-Jährige und belegt nun deren Wirksamkeit.