Tod in der Wanne: Nur zu heiß gebadet?

Zu den potenziellen Zutaten, die ein Wannenbad zur Todesfalle machen können, gehören nicht nur Föhn, Tranquilizerintoxikation, Kohlenmonoxid und Jack the Ripper im Hotelzimmer, sondern auch schlicht eine zu hohe Wassertemperatur. Das gilt besonders für ältere Menschen, die unbeaufsichtigt baden. Stirbt ein Mensch in der Badewanne, dann bedeutet das häufig eine große Herausforderung für den Arzt, der die Todesursache feststellen soll. Rechtsmediziner können ein Lied davon singen und das nicht erst nach Uwe Barschels Tod in der Hotelwanne, dessen Ursache bis heute – 30 Jahre später – umstritten bleibt. Beim Tod in der Wanne sind natürliche Todesfälle etwa ebenso häufig wie Unfälle, Tötungsdelikte und Suizide. Manchmal spielen untergetauchte Elektrogeräte eine Rolle, in anderen Fällen die defekte Gastherme, die Kohlenmonoxid verströmt. Eines der wichtigsten differenzialdiagnostischen Kriterien ist, ob sich die Atemöffnungen in der Auffindesituation über oder unter Wasser befinden. Häufig können Todesursache und –art aber nur durch eine Obduktion sicher geklärt werden und die ist häufig dadurch erschwert, dass Wasser viele Spuren tilgt, auch am menschlichen Körper. Japanische Studie zu Wannenbad-Unfällen In Japan, einer Nation deren Begeisterung für heiße Bäder legendär ist, gingen Rechtsmediziner nun der Frage nach, ob ein scheinbar banaler Grund, nämlich zu heißes Badewasser, das Mortalitätsrisiko beim Wannenbaden erhöht. Alle in Osaka im Jahr 2013 gemeldeten Badewannen-assoziierten Unfälle einschließlich 403 Todesfällen wurden in die Analyse eingeschlossen. Zu den Badewannen-assoziierten Todesfällen wurden auch jene Fälle gezählt, die in der Badewanne in einen kritischen Gesundheitszustand gerieten und kurz darauf verstarben, etwa auf dem Transport ins Krankenhaus. Von den 46 Personen, die in einem öffentlichen Bad einen Badewannen-assoziierten Unfall erlitten, konnten 35% gerettet werden, 65% verstarben. Von den insgesamt 369 zu Hause Verunfallten konnten 5% gerettet werden, 95% starben. 21 weitere der registrierten Badewannen-assoziierten Todesfälle spielten sich in anderen Einrichtungen ab, z. B. Hotels oder Krankenhäusern. Nicht zu lang und nicht zu heiß In 335 Osakaer Senioren-Pflegeeinrichtungen werden etwa 20.000 Bewohner versorgt. Zur Pflegeroutine in diesen Einrichtungen gehört zweimal wöchentlich ein fünfminütiges Vollbad unter pflegerischer Assistenz und Aufsicht. In diesen Einrichtungen trat kein badeassoziierter Todesfall auf. In weiteren 208 Pflegeeinrichtungen, in denen etwa 10.000 Senioren versorgt werden, können die Bewohner mindestens zweimal pro Woche unbeaufsichtigt baden. Vier Badewannen-assoziierte Todesfälle wurden im Jahr 2013 aus diesen Einrichtungen berichtet. Dabei bestätigte sich, dass besonders eine Badezeit über 30 Minuten und eine Wassertemperatur von 41° C oder höher das Risiko für einen tödlichen Ausgang erhöhen können. Mögliche Pathomechanismen sind dabei Hyperthermie, Hitzschlag mit daraus folgender Bewusstlosigkeit und Ertrinken. Bei Wassertemperaturen über 42,5° kommt es zudem zum Zelltod mit Hyperkaliämie, Kammerflimmern und plötzlichem Herztod. Bei älteren Menschen sei, so die Autoren, besondere Vorsicht geboten, nicht nur wegen der häufigen kardiovaskulären Morbidität, sondern auch, weil aufgrund altersbedingter neurologischer Defizite Warnsymptome eines Hitzschlags ausbleiben können. Wer das Wannenbad dann glücklich überstanden hat, sollte zudem langsam und vorsichtig aussteigen, wegen der wärmebedingten Gefäßdilatation und der Gefahr einer orthostatischen Hypotonie. basierend auf: Poster 43 „Bathtub-related deaths may be caused by hyperthermia“, 10th International Symposium Advances in Legal Medicine (ISALM) und 96. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM), 11.-15.09.2017, Düsseldorf. Weitere Beiträge von der DGRM-Jahrestagung 2017 finden Sie im Kongressdossier. Mit e.Med Interdisziplinär können Sie auch alle kostenpflichtigen Beiträge lesen. Noch kein Abo? Testen Sie jetzt!

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